Mein 1. Mal: Reisebloggercamp in Forchheim

Perfekte Barcamplocation: Der Pilaturhof in HausenPerfekte Barcamplocation: Der Pilaturhof in Hausen

Ich war dabei! Ein Barcamp-Fan bin ich schon lange. Angefangen hat meine Begeisterung beim Tourismuscamp, vor Jahren in Eichstätt, dann kam das Niedersachsencamp, das mich so schöne Städtchen wie Wolfenbüttel und Celle hat entdecken lassen, bis hin zum Tourismuscampus, der mich einmal im Jahr an die Nordseeküste nach Wilhelmshaven lockt.

Viele dieser Barcamps haben mich unglaublich inspiriert, allerdings habe ich nie darüber geschrieben – mir fehlte schlicht das Medium. Einem fiesen kleinen Virus habe ich es zu verdanken, dass ich nun auch ein Blog habe, nachdem ich zuvor jahrelang mit Bloggern gearbeitet und ihre Reisen organisiert habe. Jetzt ist mein Blog schon drei Jahre alt  und quasi ins Kindergartenalter gekommen. Und ich durfte erstmals am Reisebloggercamp teilnehmen.

Barcampgeschichte(n)

Das erste Reisebloggercamp fand 2016 im Berliner Estrel Hotel statt, damals organisiert von Jan Theofel und Romy Mlinzk. Jans Newsletter mit der Barcampübersicht ist einer der ganz wenigen Newsletter, die ich regelmäßig öffne – hier habe ich schon so manchen spannenden Termin entdeckt. Jan organisiert heute hauptberuflich Barcamps – mehr Infos zu seinen Aktivitäten gibt es hier. 2017 übernahm Romy – auch bekannt und geschätzt als Snoopsmaus – das Projekt Reisebloggercamp in alleiniger Regie. Die Karawane zog weiter nach Bremen und 2018 zum 900. Stadtjubiläum in die Lessingstadt Wolfenbüttel. Ich glaube, das war das Jahr, in dem ich auf die Veranstaltung aufmerksam wurde. Es war auch das Jahr, in dem das erste Niedersachsencamp unter dem Stichwort ´Städte und Kultur´ stattfand und ich als Destination teilnehmen konnte. Heute tut es mir sehr leid, dass ich damals noch kein Blog hatte, denn Wolfenbüttel hat mich mit seiner reichen Stadtgeschichte schwer beeindruckt, neben all den spannenden Gesprächen und fachlichen Diskussionen. 2019 ging es für das Reisebloggercamp dann weiter nach Leipzig, bevor uns allen erst einmal eine Zwangspause verordnet wurde.

Was ist überhaupt ein Barcamp?

Kurz gesagt: ein großartiges Veranstaltungsformat! Oftmals wird ein Barcamp auch als ´Unkonferenz´ bezeichnet. Es gibt keine mit feststehenden Inhalten gefüllte Tagesordnung,  sondern nur ein grobes Thema, über das mach sich austauschen will. Die Hierarchie wird ebenso wie die formale Position zur Seite geschoben und alle sind per ´du´ – Kommunikation auf Augenhöhe, denn man kann immer etwas lernen, von jedem Gesprächspartner. Die Begegnung mir ganz anderen Lebens- und Erfahrungswelten ist ungemein lehrreich.

Barcamp-Regeln

Barcamp-Regeln

Zu Beginn eines Barcamps stellt sich jeder Teilnehmer mit seinem Namen und drei Hashtags, die erklären, was die Person ausmacht, vor. Es ist natürlich vollkommen unmöglich, sich alle Namen und Gesichter zu merken. Nicht schlimm, denn man verbringt ja einige Tage zusammen. Und dann geht es an die Sessionplanung. Barcampneulinge sind aufgefordert, eine Session zu halten, aber das ist kein Muss. Per Handzeichen wird das Interesse der Teilnehmer abgefragt, um die passende Raumgröße bestimmen zu können. Die Krux dabei ist, dass immer mehrere Slots parallel stattfinden. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, mich klonen zu können! Aber man muss Prioritäten setzen und eine Auswahl treffen. Bei den Sessions ist jeder Teilnehmer ausdrücklich aufgefordert, mitzureden, zu diskutieren und sich auszutauschen – nicht nur Zuhörer zu sein. Sollte eine Session einmal wider Erwarten nicht gefallen, dann kann man mit den Füßen abstimmen. Was anderswo als unhöflich gilt, ist hier überhaupt kein Problem: man verlässt den Sessionraum.

Tolle Sponsoren: Franken Tourismus und Forchheim

Der Grundgedanke eines Barcamps ist es, jedem Interessenten die Teilnahme zu ermöglichen, ganz unabhängig von seinen finanziellen Möglichkeiten. Aus diesem Grund ist ein Barcamp ohne Sponsoren unmöglich. Wir hatten das große Glück, dass Franken Tourismus ganz offensichtlich vom Barcampfieber erfasst wurde. Cynthia und Jörg haben nicht nur gemeinsam mit der Stadt Forchheim ein äußerst vielfältiges Rahmenprogramm organisiert und die Unterkunft im The Niu Hotel direkt am Bahnhof Forchheim finanziert, sondern auch an allen Barcamp-Tagen teilgenommen. So kommt man natürlich ganz anders in Gespräch und kann viel voneinander lernen.

Sessionboard an Tag 1 des #RBCamp23

Sessionboard an Tag 1 des #RBCamp23

Spannende Sessions

Welche Sessions habe ich ausgewählt? Los ging es mit einer Session zu der Frage, welche Social-Media-Kanäle für Reiseblogger relevant sind. Essentiell ist natürlich die eigene Seite für alle Inhalte. Viele Blogger sind bei Instagram, auch wenn das nicht wirklich Leser bringt. Dann Facebook, Twitter, nur wenige sind bei Mastodon. Was LinkedIn angeht, so ist die Empfehlung, eine Seite für das Blog anzulegen, mit dem Logo. Mir fällt auf, dass ich noch nicht mal ein Logo habe… Ein Premium-Account nützt nichts, und das private Netzwerk bringt sehr viel mehr. Das ich mir unbedingt anschauen muss: Flipboard. Aufgemacht wie ein Magazin, kann es am Tag der Veröffentlichung viele Leser auf das Blog locken.

Meine zweite Session drehte ich um das Thema Reisefotographie. Da bin ich ja nur als Amateur unterwegs, aber mit Fotografin und Instagramerin Uwa Scholz saß eine wahre Koryphäe in der Runde, und sie sagte ´Man reist mit leichtem Gepäck´. Heißt: Smartphone und eine internetfähige Systemkamera. Das Wichtigste ist das Motiv. Es war spannend zu hören, wie Uwa ihre Vorgehensweise beschreibt: hinfahren, Eindrücke sammeln, auch Gerüche und Geräusche. Und dann erst Fotos machen. Und auch warten können, bis eine Person vorbeiläuft, ohne die das Foto unvollständig wäre. Ich fürchte, ich werde nie die Ruhe haben, mir so um den Bildausschnitt, Komposition und Bildaufbau Gedanken zu machen.

Fruchtige Desservariation

Fruchtige Desservariation

Session Nummer drei drehte sich um das Verhältnis zwischen Touristikern und Bloggern. Franken und Frankreich funktionieren hier ganz ähnlich, und nicht jedes Blog-, aber auch nicht jedes Presseprojekt wird unterstützt. Wir schauen, ob die Anfrage zur Strategie passt, schauen auf Bildsprache, Zielgruppen, Interaktion und Glaubwürdigkeit. Putzig fand ich eine Aussage, dass Destinationen keine Vorstellung haben, was Blogger leisten… Grundsätzlich sind zwei Szenarien denkbar: die Destination schreibt ein Projekt aus oder der Blogger kommt mit seinen Ideen auf die Destination zu. Hinter allem steht für viele die Frage: wie kann man vom eigenen Blog leben? Ich schlage innerlich drei Kreuze, dass ich einen Job habe, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene.

Fluffige Creme im Weckgläschen

Fluffige Creme im Weckgläschen

Um eine Empfehlung zur Professionalisierung ging es in Session 4: Canva, ein Design-Tool, mit dem man Posts durch die Gestaltung verschiedener Vorlagen optisch spannender gestalten kann und vor allem auf die je nach Social-Media-Kanal unterschiedlichen Formate anpassen kann. Das sollte ich mir mal anschauen.

Wenn das keine tolle Kaffeepause ist!

Wenn das keine tolle Kaffeepause ist!

Und ebenso Pinterest, das Thema von Session Nummer 5. Pinterest ist eine fotoorientierte Suchmaschine, die in der Coronazeit viele Neuanmeldungen verbuchen konnte. Aktuell wird es wieder etwas ruhiger. Die ideale Spielwiese, um einmal das wiedererkennbare Design der Canva-Vorlagen auszuprobieren. Regelmäßigkeit tut auch hier gut, aber ein Post pro Woche reicht: Ein Foto, etwas Text und dann den Link hinterlegen. Ein Tipp auch hier: für das Blog einen Unternehmensaccount anlegen, mit gescheiten Keywords in Überschrift und Beschreibung. Es könnte noch in Arbeit ausarten, dieses Bloggen! Mir brummt der Schädel nach diesem ersten Barcamptag.

Eine kleine Weinverkostung? Mais oui!

Die wunderbaren Kollegen von Franken Tourismus haben sich nicht lumpen lassen und zum Abschluss des Tages eine Weinverkostung organisiert. Die fränkischen Weine mag ich sehr, auch die klassische Bocksbeutelform, und hier wird uns die ganze Vielfalt der Produktion dargeboten.

Jörg, Referent der Geschäftsführung, gibt den Sommelier

Jörg, Referent der Geschäftsführung, gibt den Sommelier

82 % des in Franken produzierten Weins ist Weißwein und nur 18 % Rotwein. Die wichtigste Traube ist dabei der Silvaner, und zwar schon seit 1659. 80 Weinprinzessinnen tummeln sich in Franken, dazu eine Weinkönigin.

 

Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht ideal und der Wein und die Gläser zu warm sind – wir bekommen ein erstes Gespür für die Faszination der fränkischen Weinwelt. Los geht´s mit einem Secco Rosé. Die dann folgende Scheurebe ist ganz eindeutig mein Favorit, noch vor dem Silvaner und dem dann folgenden Chardonnay. Übrigens, die magischen Orte des fränkischen Weins werden mit ´terroir f´ bezeichnet. Da sind wir doch phonetisch ganz nah an Frankreich. Jeder Weinliebhaber kann auf der zugehörigen Website versuchen, seinem bevorzugten Tropfen näher zu kommen. Und dann natürlich vor Ort verkosten.

Sessionboard Tag 2 - #RBCamp23

Sessionboard Tag 2 – #RBCamp23

Unser Qualitätssonntag

Am Sonntag geht es mit dem zweiten inhaltlichen Tag weiter, wobei sich schon eine allgemeine Müdigkeit bemerkbar macht. Aber wir wissen ja, warum wir hier sind. Die Sessionplanung steht recht schnell und schon geht´s los. In der ersten Session geht es um Keywordrecherche und die Frage, mit welchen Tools man prüfen kann, welche Keywords am besten ranken. Google Trends, Keyword Finder, Answer the Public – ich glaube, der Ansatz, zuerst zu prüfen, wonach die Leute suchen, um dann darüber zu schreiben, interessiert mich nicht die Bohne. Die nächste Session dreht sich um die Zukunft und Herausforderungen des Reisebloggercamps, für das immer wieder aufs Neue Destinationen gesucht werden, die als Sponsor auftreten, und zum Abschluss geht es um das Erstellen von Videos. Spannende Technik, aber ich glaube, ich bin zu alt für schnell geschnittene Filme…

Ansprechende Räumlichkeiten im Pilatushof

Ansprechende Räumlichkeiten im Pilatushof

Entspannte Location: Der Pilatushof

Den perfekten Rahmen für das Barcamp bot der Pilatushof in Hausen, der sich als Erlebnisgastronomie bezeichnet. Etwas außerhalb von Forchheim gelegen, auf einem Gelände mit dem Charme eines Industriegebiets, bot er die Möglichkeit, sich ganz auf die Sessions zu konzentrieren. Der Hof selbst hat alles, was eine gute Tagungslocation ausmacht, viel Platz und auch die Möglichkeit, auf der Terrasse den Sonnenschein genießen zu können. Für normale Besucher steht ein Restaurant und ein großer Biergarten zur Verfügung, und Kinder können ausreichend herumtoben. Die Gastronomie des Pilatushofs rückt die regionalen Produkte in den Mittelpunkt. Meine Fotos von Desserts und Kuchen sind tatsächlich sehr einseitig und tun der Gastronomie bitter unrecht. Mein Highlight auf dem Buffet war Schweinegeschnetzeltes in Senfsauce – zum Niederknien lecker.

Franken mit nach Hause nehmen - ein gut sortierter Hofladen macht´s möglich

Franken mit nach Hause nehmen – ein gut sortierter Hofladen macht´s möglich

Es versteht sich von selbst, dass ich mich im Hofladen mit einigen fränkischen Köstlichkeiten wie zum Beispiel Spargel und Spargelsalat eindecke, bevor ich nach Bamberg weiterfahre…

Mein Fazit?

Was ist meine persönliche Bilanz nach drei Barcamptagen? Ich will nie wieder sprechen, zumindest eine Woche schweigen dürfen. Aber es ist einfach zu schön, sich mit anderen Bloggern auszutauschen, alte Bekannte und Freunde wieder zu treffen, neue Menschen, neue Blogs kennenzulernen. Die Tage sind lang und intensiv, und ich nehme viel Input mit nach Hause. Der muss sich jetzt erst einmal setzen und dann werde ich mir überlegen, welche Anregung ich aufnehme. Aber das hat Zeit. Erst einmal gebe ich mich dem Barcampblues hin.

Neugierig geworden?

Falls ihr mehr über Franken erfahren wollt, dann kann ich euch den Band „52 kleine & große Eskapaden in Oberfranken“  aus dem Hause Dumont empfehlen. Die Eskapaden-Reihe kenne und schätze ich seit meinen Reisen durch Ostfriesland, wo ich mit dem Band von Andrea Lammert unterwegs war. Was Franken angeht: Autorin Barbara Riedel stellt Touren und Ausflüge unterschiedlicher Länge vor – je nachdem, ob man einige Stunden, einen Tag oder ein Wochenende unterwegs sein möchte. Der Band ist sehr ansprechend gestaltet, und die Texte werden ergänzt durch kleine Karten und Fotos, die Lust machen auf mehr. Die Tourendaten stehen außerdem zum Download bereit. Barbara Riedel ist übrigens nicht nur Autorin, sondern auch Bloggerin – schaut mal auf Barbaralicious vorbei!

Für die perfekte Tourenplanung: Eskapaden in Oberfranken, von Barbara Riedel

Für die perfekte Tourenplanung: Eskapaden in Oberfranken, von Barbara Riedel

Offenlegung

Ich war Teilnehmerin des Reisebloggercamps #RBCamp23, das Romy Mlinzk aka Snoopsmaus im fränkischen Forchheim organisiert hatte. Das Barcamp wäre nicht möglich gewesen, ohne die großartige Unterstützung durch den Tourismusverband Franken, die mit zwei Vertretern vor Ort waren, und Forchheim erleben. Die Website des regionalen Tourismusverbandes liefert eine Fülle an Informationen über die Orte der Region und die großen Themen Erleben, Genuss, Nachhaltigkeit und UNESCO-Welterbe geben. Die Forchheim-Seite ist ganz auf die Königsstadt und ihre Geschichte zugeschnitten. Für mich hat sich hier der ganze Reiz des Unbekannten gezeigt, denn ich hatte von dem Namen des Ortes noch nie etwas gehört. Wer sich speziell über die fränkischen Städte informieren möchte, für den gibt es eine weitere Website – mit einer Vielfalt an Informationen zu Bamberg oder anderen Städten der Region. Ich danke Dumont für den Eskapaden-Band zu Oberfranken. Ich komme garantiert wieder!

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