Martinique – Paradies in Grün und Blau

Welche Farbe hat euer ganz persönliches Paradies? Das Rot der Wüste, von Sand in der untergehenden Sonne? Oder vielleicht das Grau schroffer Felswände in den Bergen?

Mein persönliches Paradies hat die Farben Grün und Blau – in allen Schattierungen. Das Grün der Natur und das Blau von Himmel und Wasser – beide hat eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich. Das Grün und Blau, von dem ich euch heute berichten will, ist in gut acht Flugstunden zu erreichen: Martinique. Und beide Orte, von denen ich euch erzählen werde, liegen gerade mal ein paar Minuten Fahrtzeit voneinander entfernt.

Vorwiegend Grün: Die Domaine des Bulles

Ich kann mich noch gut an eine Pressereise erinnern, die mich vor Jahren in die Picardie führte. Damals haben wir mit unserer Gruppe in Baumhäusern übernachtet – und gefühlt die ganze Nacht kein Auge zugetan. Diese ganzen geheimnisvollen Geräusche aus der Natur, die wir nicht zu deuten wussten… Vor meinem inneren Auge sah ich einen Bären den Baumstamm hinaufklettern, und dabei hatte ich doch die Leiter zu meiner Hütte hochgezogen. An diese Nacht fühlte ich mich in der Domaine des Bulles auf Martinique erinnert.

Über eine rumpelige Piste errreichen wir die Domaine des Bulles in der Gemeinde Le Vauclin im Süden von Martinique. Die Inselhauptstadt Fort-de-France ist rund eine halbe Stunde entfernt. Die Natur wuchert in einem üppigen Grün und mitten in dieser Pracht kann man übernachten, in einem transparenten Kugelzelt, das bei Nacht den Blick auf den Sternenhimmel freigibt.

Wir laufen mit Deive über das Gelände, der uns das Konzept dieser privaten Unterkunft erläutert. Die einzelnen Kugelzelte sind gut voneinander abgetrennt und bieten Gästen die nötige Privatsphäre. Die vier Elemente standen Pate bei der Kreation. Die Bulle eau befindet sich an einem kleinen Teich. Die Bulle minérale etwa ist gut in der Erde verankert, schmiegt sich an einen Felsen und verfügt über ein Becken mit Springbrunnen. Die Bulle Air schwebt in den Lüften und ist fest in den Baumgipfeln verankert, mit einem traumhaften Blick über die Bucht von Vauclin.

 

Mir hat es vor allem die Bulle Robinson mit ihrem großzügigen Wasserbecken angetan. Auf Martinique passiert ein Großteil des Lebens draußen, und so ist es auch hier: die Kugeln werden quasi nur zum Schlafen genutzt und das Bett dominiert den Raum, ansonsten gibt es im Außenbereich jeder Bubble großzügige Aufeinthaltsbereiche. Ich komme aus dem Schauen gar nicht mehr heraus.

Stellt euch nur vor, was hier nachts los ist! All die fremdartigen Geräusche aus der Natur, die Flugdrachen meiner Phantasie und vielleicht freundliche Taranteln, so wie ich ihnen auf der Habitation Céron in die Augen schauen konnte?

Deive Grier-Dufournier ist Gründer und Besitzer der Domaine des Bulles. Über ein Crowdfunding-Projekt konnte sich das Konzept entwickeln. Ein wahres Familienunternehmen, bei dem die gesamte Familie eingespannt ist. Bruder Frédéric etwa kocht, eine Schwester kümmert sich um den Wellnessbereich.

 

Eine ganz besondere Bubble gibt es, die Bulle gourmande. Für die Übernachtungsgäste wird natürlich Frühstück angeboten, auf der Domaine gibt aber aber auch einen Table d´hôte und die Gäste werden bekocht.

Wow! Dieses Paradies ist ein gedeckter Tisch mit Ausblick. Es ist ordentlich warm, aber hier weht ein schönes Lüftchen und wir stehen staunend vor diesem Ausblick über die Bucht von Vauclin.

Zum Apérifif genießen wir einen fruchtigen Cocktail und dann werden uns Speisen aufgetischt, wie sie raffinierter kaum sein könnten. Ein Teil der Produkte kommt aus dem eigenen Gemüsegarten.

Ich möchte hier nie wieder weg.

Überwiegend Blau: mit Fleurdo zum Trou Cochon

Unsanft werde ich aus meinen Tagträumen gerissen. Wir müssen aufbrechen, denn wir haben noch eine Verabredung unten am Wasser. Die nächste Rumpelpiste schüttelt uns ordentlich durch und schon nach wenigen Minuten Fahrtzeit stehen wir an der Bucht von Vauclin. Gerade als wir uns fragen, ob wir hier überhaupt richtig sind, kommt auch schon ein Boot angefahren, einige transparente Piroggen im Schlepptau.

Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung werden die Schwimmwesten verteilt und es geht in die Boote. Noch träge vom köstlichen Mittagessen, brauchen wir einen Moment, bis wir unseren Rhythmus finden und im Takt paddeln.

Wir merken gleich: die Macher von Fleurdo haben eine Mission. Sie wollen uns auf die Schönheit und zugleich die Fragilität des Ökosystems der Korallenriffs vor Augen führen. Wir alle haben großzügig Sonnencreme aufgetragen, aber das ist vielleicht nicht die beste Lösung – ein Ganzkörperanzug hat den gleichen Effekt und verhindert Schäden an den Korallen.

Unser Ziel ist das Trou Cochon – allerdings kein Schweineloch, wie der Name übersetzt werden kann, sondern ein absolut paradiesisches Fleckchen Erde auf der Halbinsel von Vauclin. Wir erfahren von unserem Guide Gerald, einem marin-pêcheur und Umweltaktivisten, dass in früheren Zeiten schon Schiffe in der geschützten Bucht Schutz vor Wind und Sturm gesucht haben.

Mächtige Mangroven dominieren das Bild und prägen das Ökosystem. Sie haben sich an das Salzwasser und die karibischen Temperaturen angepasst. Das Wurzelwerk benötigt normalerweise Sauerstoff, aber der ist im Schlickboden nur wenig vorhanden. Abhilfe bietet ein System von überirdischen Luftwurzeln. War Mutter Natur hier nicht äußerst erfindungsreich? Auch die Fortpflanzung ist clever geregelt: die Samen bilden zigarrenförmige Keimlinge aus, die sich von der Meeresströmung leicht wegtragen lassen und Anker werfen bzw. Wurzeln bilden, sobald der Standort geeignet erscheint.

Mangroven sind ein äußerst vielfältiger Lebensraum. Im Wurzelwerk tummeln sich Fische, Krabben und Muscheln, während in den Wipfeln des Mangrovenwaldes Reptilien, Wasservögel und Säugetiere leben. Zugleich bieten die Mangroven Schutz vor Erosion der Küsten.

Wir sind nicht die einzigen, die dieses traumhafte Fleckchen Erde genießen. Gedämpft dringen Musik – Trommeln und Gitarre, dazu vielstimmiger Gesang – und Lachen an unser Ohr. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen, die Füße im Wasser, und gleiten ins Plaudern ab, reden über Gott und die Welt, die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland, das nicht immer konfliktfreie Verhältnis zwischen Festlandfrankreich und den Überseegebieten und die ganz eigene, ungemein selbstbewusste Kultur auf Martinique.

Martinique ohne das eine oder andere Gläschen Rum ist schlicht unvorstellbar, und prompt haben wir einen Becher in der Hand. Auf unserem Begleitboot steht ein kleiner Imbiss bereit.

 

Allzu schnell neigt sich der Tag dem Ende zu und die Schatten werden länger. Gérald hat die Piroggen vertäut und wir steigen ins solarbetriebene Beiboot, um ganz ohne Kraftanstrengung wieder an Land zu gelangen. Ein wunderschöner Tag im grün-blauen Paradies Martinique ist vorüber. Glück pur.

Offenlegung

Ich hatte das große Glück, schon mehrfach Presse- und Bloggereisen begleiten zu dürfen, die vom Comité Martiniquais du Tourisme angeboten wurden. Ich danke den Kollegen in Paris und Fort-de-France für die immer spannenden Programme und Begegnungen sowie die Einblicke in die reiche Kultur und Geschichte der Insel. Die beschriebenen Eindrücke sind meine eigenen.