CommunityGipfel online

Community Gipfel!Community Gipfel!

Den 17. März hatte ich mir dick im Kalender markiert: an diesem Tag hätte in Frankfurt der Community Gipfel stattfinden sollen, und das Beste: ich hatte eine Karte für die Veranstaltung! Das Programm klang vielversprechend: eine Konferenz rund um das Thema Community Management – Social Media und Corporate Community. Der 1. Gipfel hatte 2019 in Köln stattgefunden, und auch zwei der drei Organisatoren, nämlich Katja und Stefan Evertz, hatte ich schon bei anderen Veranstaltungen erlebt. Ich war voller Vorfreude.

Es kam anders, so wie 2020 bisher eigentlich alles anders kam. Der Community Gipfel konnte  im Frühjahr nicht stattfinden – das fiese kleine Virus hatte zumindest einen Etappensieg errungen. Doch keinen endgültigen Sieg: Der Gipfel wurde als reine Online-Veranstaltung einfach neu geplant und Ende Oktober war es so weit. Es gab nicht nur ein Warm Up im Vorfeld, sondern auch die Aufforderung, ein Profil auf der Website des Community Gipfel anzulegen – auch hier bildete sich eine Gemeinschaft.

Das Programm des Tages hatte es in sich, und um es vorweg zu nehmen: ich war vollkommen geschafft am Abend, aber gleichzeitig unglaublich froh, so viel Input in so kurzer Zeit bekommen zu haben. Es ging um die Gemeinschaft im weitesten Sinn: Community Management mit Social Media und Corporate Community, Community Building, Hate Speech und Krisenkommunikation. Ein Programm, wie gemacht für alle, die sich mit den Themen Pressearbeit und Kommunikation beschäftigen. Da braucht es im eigenen Unternehmen gar nicht unbedingt einen Community Manager. Ich weiß gar nicht, wie vielen Twitteraccounts ich im Laufe des Tages neu gefolgt bin, denn nicht nur die Speaker waren interessant.

Einige Vorträge sind mir besonders in Erinnerung – davon möchte ich euch im Folgenden erzählen.

Kommunikation hat Köpfe

Kennt ihr den PR Doktor? So lautet der Name des Twitteraccounts und des Blogs von Kerstin Hoffmann, ihres Zeichens Kommunikations- und Strategieberaterin, Lehrbeauftragte an der Uni Düsseldorf (in der verbotenen Stadt!), dazu Buchautorin. Ich hatte sie zuletzt im Frühjahr 2018 beim e-Marketingday Rheinland in Mönchengladbach erlebt, wo sie auf Einladung der IHK einen Impulsvortrag bei den Fohlen im Fußballstadion hielt. Das waren noch Zeiten! Später, in der Corona-Zeit, war mir ihre Morgenrunde bei Facebook ein liebgewonnener und regelmäßiger Termin, noch dazu ein tolles Beispiel, dass man aus jeder Krise auch Positives machen kann.

Kerstin Hoffmann: Markenbotschafter - Corporate Influencer

Kerstin Hoffmann: Markenbotschafter – Corporate Influencer

Markenbotschafter und Corporate Influencer, das waren die Themen von Kerstins Key Note beim Community Gipfel. Kommunikation hat Köpfe, und jeder Mitarbeitende ist ein Markenbotschafter. In dem Moment, wo erkennbar ist, dass er für das Unternehmen xy arbeitet, werden dann auch alle bekannten Kanäle genutzt. Zustimmendes Nicken meinerseits, denn auch wenn ein früherer Direktor einmal sagte, wir alle seien ´Botschafter´ unserer Destination, so sind wir dennoch gehalten, unseren Kopf nicht zu offensiv zu zeigen. Aber die Community organisiert sich selbst – man findet sich, und es kommt zum Beispiel vor, dass Blogger mir über meinen ganz privaten Instagram-Account schreiben. Und klar, auch ich nutze private Geräte, um Dienstliches erledigen zu können – zumindest, wenn es außerhalb der offiziellen Dienstzeiten ist.

Sehr spannend finde ich persönlich immer die Frage des Vertrauens. Kann man in der Kommunikation Kontrolle abgeben? Ich denke ja, aber ich weiß aus vielen Diskussionen, dass das nicht jedem leicht fällt. Ich sehe mich oft genug als Mittler zwischen den Welten und schätze Dialog und Austausch sehr. Aber klar, manchmal verliere auch ich die Lust an Diskussionen und gehe offline. Das hält allerdings nie wirklich lange an, denn ich mag ja tatsächlich die Menschen, mit denen ich dienstlich zu tun habe. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wer mehr über Kerstin Hoffmann und ihre Markenbotschafterschmiede wissen will, dem sei ihre Homepage ans Herz gelegt.

Arbeiten ohne Chef

Möchtet ihr auch manchmal ganz ohne Chef arbeiten? Nein, ich meine nicht, ob ihr euren Chef vielleicht auf den Mond schießen möchtet, sondern selbst organisiertes Arbeiten in Communities. Netzwerke knüpfen und Wissen teilen – ganz das Prinzip von Barcamps. Die Transformation einer Hierarchie in ein Netzwerk, das war das Thema von Ingo Sauer, der die digitale Transformation bei der Deutschen Bahn begleitet. Eine Herkulesaufgabe, von deren Erfolgen man als Bahnkunde auch noch nicht unbedingt viel spürt.

Ingo Sauer arbeitet ohne Chef

Ingo Sauer arbeitet ohne Chef

Vertrauen ist auch hier wichtig, und Führungsverantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt. Stellt euch vor, welche Motivation daraus entstehen kann! Das Silo gibt zwar Sicherheit und ein Heimatgefühl, wohingegen ein Netzwerk Unsicherheit bedeutet. Man muss jedoch keine Angst haben, so Ingo, denn die Community fängt den Einzelnen auf. Sehr spannend auch seine Einschätzung, dass die letzten Monate  dank Corona die effektivsten auf diesem Weg waren.

Wer mehr über DB Systel erfahren will, der kann einmal hier nachschauen oder auch gleich einen Blick in das Kundenmagazin werfen.

Kommt, lasst uns Murmeln spielen!

Habt ihr schon einmal von einer ´Murmelsession´ gehört? Ich dachte zuerst, ich habe mich verhört, und ich kann mir den Begriff auch nach wie vor nicht erklären. Wie es funktioniert? Nach einem Impulsvortrag wird jeder Zuhörer vom Organisator der Konferenz eingeladen, sich per Mausklick in einem digitalen Raum mit einigen anderen Zuhörern einzufinden, um sich kurz über das Gehörte auszutauschen. Ein witziges Format, das dazu führt, dass man sich zunächst einmal miteinander bekanntmacht. Eine ideale Lösung für eine Online-Konferenz. Und ratzfatz, schon waren die zwei Minuten vorbei und es ging zurück ins Plenum.

Der Faktor Mensch

Einer der spannendsten Vorträge des Community Gipfels war für mich der von Benjamin Gust zum ´Faktor Mensch´. Empathie lautet sein Zauberwort, und ich glaube, dieser Beitrag hat mir deshalb so gut gefallen, weil ich in den letzten Wochen oftmals das Gefühl habe, dass uns jede Empathie verloren geht. Corona hat dazu geführt, dass der Umgang miteinander – nach der großen Solidarität im Frühjahr – immer ruppiger wird.

Benjamin Gust ist Professor für Social Media Systems im Bachelorstudiengang an der TH Mittelhessen. Großartig und sehr eingängig sein Beipiel der DHL Paket, die via Twitter einen Influencer zusammenfalten, der sehnsüchtig ein Paket erwartet, das partout nicht kommen will. Da lagen ganz offensichtlich einige Nerven blank… So soll man es also nicht machen.

Benjamin Gust: Empathie

Benjamin Gust: Empathie

Worum geht es bei der Empathie? Um die Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Unsere Spiegelneuronen reagieren, auch wenn wir nur Beobachter einer Szene sind. Die Aufforderung lautet: Lest genau, auch zwischen den Zeilen. Wechselt einmal die Perspektive, fühlt euch in euer Gegenüber ein und fragt euch, warum dieses dusselige Paket für den Influencer wohl so wichtig gewesen sein mag. Seid Mensch und agiert auch so in den sozialen Netzwerken. „Empathie gibt´s nicht im App-Store.“, so Benajmin Gust.

Übrigens, auf der Website der Karrierebibel könnt ihr einen Empathietest machen. Und wer mehr über Benjamin Gust erfahren will, der geht auf die Seite der TH Mittelhessen.

Frauenpower: Digital Media Women

Um mächtige Frauennetzwerke und ihren Kommunikationsmix ging es im Beitrag von Beate Mader. Von den Digital Media Women hatte ich schon vor Jahren gehört – durch Beate, die ich zuletzt beim Tourismuscamp im Fränkischen Treuchtlingen getroffen hatte. Im Januar hatte sie ihre Wertekarten vorgestellt und beim Community Gipfel ging es nun um die Organisation von Frauenpower.

Beate Mader & Digital Media Women

Beate Mader & Digital Media Women

Zentrales Anliegen der DMW ist es, Frauen auf allen Bühnen sichtbar zu machen. 130 Frauen, in neun Quartiere gegliedert, kümmern sich ehrenamtlich um die Community von 30.000 Mitgliedern. Facebook ist dabei das zentrale Sprachrohr mit drei internen, überregionalen Gruppen. Auch in diesem Netzwerk geht es darum, Wissen aufzubauen und auszutauschen. Und nicht zuletzt um die Vermittlung von Jobs. Die große Herausforderung besteht darin, neue Kümmerer für das Ehrenamt zu finden. Und die Aufgaben sind dabei so spannend wie vielfältig. So wird aktuell Input für das Leuchtturmprojekt gesucht: #30mit30 – das heißt 30 Unternehmen mit mindestens 100 Mitarbeitern und 30 Frauen in den oberen drei Führungsebenen.

Möchtet ihr mehr wissen? Dann schaut doch einmal auf der Website von Beate vorbei.

Hate Speech

Die Worte, mit denen Stanley Vitte sich vorstellte, waren schlicht genial: „Mein Name ist Stanley und Hass ist mein Hobby.“ Man braucht sicherlich viel Humor, um gegen Hass im Internet und die unterschiedlichen Formen von Hate Speech vorzugehen. Auch wenn es nur eine kleine, aber laute Minderheit ist: die Friedfertigen werden verunsichert und die Krakeeler beeinflussen die Meinungbildung, was letztendlich bis hin zu Gewalttaten führen kann. Stanley Vitte zeigt hier Handlungsoptionen auf. Klar ist: man muss auf Hasskommentare reagieren, aber es braucht ein dickes Fell und viel Erfahrung.

Stanley Vitte: Hate Speech

Stanley Vitte: Hate Speech

Stan blickt auf 20 Jahre Erfahrung bei Verlagen zurück und ist heute für die Landesanstalt für Medien NRW tätig. Sein Impuls ist ein wahres Feuerwerk und er legt ein ordentliches Tempo vor. Zum Thema Hate Speech gibt er Workshops. Habt ihr damit schon zu tun gehabt? Hier geht es zu umfassenden Schulungsunterlagen der Landesmedienanstalt.

So viel Input!

Es ist schlicht unmöglich, hier alle Redner zu erwähnen. Die Impulse waren so vielfältig, das Themenspektrum extrem breit, und – zugegeben – die Beiträge waren auch nicht alle gleich spannend. Zum Teil fanden Vorträge auch parallel statt, so dass ich mich zwischen verschiedenen Optionen entscheiden musste. Sehr gerne hätte ich zum Beispiel auch mehr über die kreativen Potentiale der Telekom Botschafter erfahren, aber Winfried Ebner war so nett, mich im Nachgang mit einigen Links zu versorgen.

Eine spannende und vielfältige Veranstaltung, viel Input und noch mehr Kaffee. Am Abend war ich fix und alle. Danke, dass ich dabei sein durfte!

Offenlegung: ich habe über Beate Mader, eine der Speakerinnen, eine Eintrittskarte für den Community Gipfel bekommen und danke für diese Chance. Wenn ihr mehr über die Veranstaltung wissen wollt, dann klickt hier. Die beschriebenen Eindrücke sind meine eigenen.

 

 

 

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