Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als eine gute Freundin vor Jahren zu mir sagte: ´Du, schau dir doch mal das Tourismuscamp an. Ich glaube, das ist was für dich´. Neugierig bin ich ja und irgendwann habe ich mich dann einfach angemeldet, Urlaub genommen, denn meinem damaligen Chef konnte ich nicht erklären, was ein Barcamp eigentlich ist. Eine Unkonferenz, ohne Tagesordnung, nur mit einem übergeordneten Thema? Seltsam.
Entstanden ist eine ganz große Barcampliebe. Ich weiß noch ganz genau, wie ich damals in Eichstätt in der allerersten Session zum Thema Blogger Relations saß, vollkommen überfordert angesichts des neuen Formats, all die Gesichter und Namen, Gesprächsfetzen und Ideen, die schon in meinem Kopf schwirrten. Am Ende dieses ersten Barcamps standen große Müdigkeit, aber auch ein ungeheurer Enthusiasmus. Ok, die Rückkehr ins Büro war extrem hart, denn dort sah ich in die altbekannten Gesichter, während ich selbst einmal ordentlich durchgerüttelt und auf den Kopf gestellt war. Mittlerweile bin ich ein alter Barcamphase, und nach Eichstätt folgten Wilhelmshaven, Berchtesgaden, St. Peter Ording und jetzt Treuchtlingen.
Was für eine ungeheure Ehre, dass ich als Jurymitglied über den Austragungsort des Tourismuscamps 2020 mitentscheiden durfte! Dafür sage ich danke dem wunderbaren Team der Tourismuszukunft! Es war spannend, die verschiedenen, sehr unterschiedlichen Bewerbungsbögen zu sichten und dann Punkte zu vergeben. Schließlich die bange Frage, ob den anderen Barcampern die Location gefallen würde?
Der Adventure Campus in Treuchtlingen hat ein ´Back to the roots´ gezeigt – genau, was wir wollten. Ein Campus der kurzen Wege in einem kleinen fränkischen Ort im Altmühltal. Oben auf dem Berg gelegen, aber hier halten Autofahrer tatsächlich an, wenn sie Menschen mit Rollkoffer den Berg hinauf schnaufen sehen. Großartig. Der Campus selbst: putzig klein. In der Kletterhalle fand die Sessionplanung statt und in den einzelnen Räumen wurde es zum Teil flauschig eng, aber genau das macht doch ein Barcamp aus. Die Zimmer: klein und funktional. Mein kleines Bad ließ mich mit der Plastikvollverkleidung an meine Studentenbude damals in Clermont-Ferrand denken. Aber auch hier gilt: die Menschen machen einen Ort aus. Ich habe selten so freundliches Personal erlebt. Eine Frau mit Kopftuch, die mit großer Gelassenheit an der Essensausgabe steht und für jeden ein freundliches Lächeln hat. Die Fränkin beim Frühstück, die sich genau erklären lässt, was eine Horde Touristiker eigentlich bei ihnen am Campus macht.
Habt ihr den Namen Treuchtlingen überhaupt schon einmal gehört? Ich nicht, aber ich habe gelernt, dass der ICE-Bahnhof bekannt ist. Der Ort selbst war im Winterschlaf, aber ich kann mir das Altmühltal als perfekte Aktiv-Destination im Frühjahr vorstellen. Der Bürgermeister hat jedenfalls alles getan, um unsere Begeisterung für Treuchtlingen zu wecken. Nicht nur mit seiner Rede in der Kletterhalle zur Begrüßung der Barcamper, er hat uns auch als Wanderführer die Burg präsentiert, um deren Erhalt er sich auch noch kümmert.
Ja, und das Barcamp selbst? Ein großes Klassentreffen. Wiedersehen mit vielen lieben Menschen, die ich genau einmal im Jahr überhaupt nur sehe. Dann die Neulinge, von denen garantiert einer in der Feedbackrunde sagt, er wäre gerne mehr an die Hand genommen worden. Für mich ist es genau richtig. Ein bisschen Überforderung schadet gar nicht, denn man ist gut aufgehoben. Die Kommunikation auf Augenhöhe: oftmals spricht man mit Leuten, von denen man vielleicht den Namen kennt, aber nicht die Funktion. Entscheidend ist das, was aus dem Gespräch entsteht. Der Blick über den Tellerrand ist heilsam, eigene Denkweisen in Frage stellen, Austausch.
[…] Monika Fritsch schreibt über ihre ganz große Barcampliebe . […]