Tropische Pracht: der ´Jardin de Balata´ auf Martinique

Palmenpracht im Jardin de BalataPalmenpracht im Jardin de Balata

Alles auf Martinique ist grün. Schon im Anflug auf die Insel sind das Erste, was man sieht, das üpprige Grün und die wolkenverhangenen Gipfel der Berge. ´Île aux fleurs´, die Blumeninsel, das ist ihr Beiname, und ganz gleich, wo man unterwegs ist: überall kann man die phantastischsten Blumen und Blüten entdecken. Während bei mir zuhause jede Pflanze ihren ganz eigenen Kampf ums Überleben kämpfen muss, gedeiht auf Martinique scheinbar alles wie von alleine. Kräftige Farben und ein betörender Duft überall – Exotik pur.

Unbändiges Wachstum

Unbändiges Wachstum

Ein karibischer Garten Eden

Oftmals stellen wir uns das Paradies als einen Garten vor, und was für eine abstruse Idee, auf einer paradiesischen Karibikinsel auch noch einen botanischen Garten anzulegen. Gewiss, auch auf Martinique ist nicht alles Gold, was glänzt, und die Insel hat sicher ihre ganz eigenen Probleme – das oftmals schwierige Verhältnis zum französischen Mutterland oder das Überleben alter Strukturen und Herrschaftsverhältnisse. Aber dennoch: die Insel hat für mich etwas Paradiesisches. Alleine der Gedanke an die langen, feinen und fast menschenleeren Sandstrände hebt meine Stimmung. Eigentlich vollkommen überflüssig, hier einen botanischen Garten anzulegen. Und dennoch: der ´Jardin de Balata´ ist einen Besuch wert. Ein absolut magischer Ort und ein Garten, der sich wie eine Folge von Landschaftsgemälden präsentiert.

Ein Garten wie ein Gemälde

Ein Garten wie ein Gemälde

Man muss nur einige Kilometer von Fort-de-France in Richtung Norden fahren, um zum ´Jardin de Balata´ zu gelangen. Angelegt wurde der Garten im Jahr 1982 von Jean-Philippe Thoze rund um das kreolische Haus seiner Großeltern.

Eine Familiengeschichte

Um die Zeit des Zweiten Weltkrieges hatte der Vater von Jean-Philippe Thoze das Anwesen gekauft. Das Haus war zunächst Ferienwohnung der Familie und dann Altersruhesitz der Großmutter. Nach deren Tod kam der Verfall und rund 10 Jahre Leerstand. Jean-Philippe Thoze war Gärtner und Landschaftsgärtner, leitete eine Firma und hatte mit seinem eigenen Leben genug zu tun. Er nutze das langsam verfallende Gelände lediglich zur Lagerung der Pflanzen, die er von seinen zahlreichen Reisen mitbrachte.

Unbekannte Blüte

Unbekannte Blüte

Dann kam der Tag, als die Familie sich zum Verkauf des Geländes entschied. Thoze sollte die Rodungsarbeiten übernehmen, er war als Gärtner ja der Fachmann für solche Arbeiten.

Die Blüte fällt nicht weit vom Stamm

Die Blüte fällt nicht weit vom Stamm

Doch es kam alles ganz anders, denn Jean-Philippe Thoze nahm das vertraute Gelände plötzlich mit ganz anderen Augen wahr. Er verliebt sich unsterblich in die Domaine, die er ganz neu entdeckt. Das Gelände war zur Savane geworden und die Natur hatte sich ihre Rechte zurückgenommen. Thoze kauft die Domaine und macht sich an die Arbeit.

Ein Traum für Gartenfreaks

Eröffnet wurde der ´Jardin de Balata´ nach vier Jahren vorbereitender Arbeiten im April 1986. Der Garten zählt heute 3.000 Arten tropischer Pflanzen und und 300 Arten Palmen. Gartenfreaks finden auf der Website ein umfassendes Inventar der Pflanzen inklusive der lateinischen Bezeichnungen. Banausen wie ich nehmen einfach einen der schön angelegten Spazierwege und schauen, was sich rechts und links des Weges so zeigt. Strelitzien, Hibiscus, Bromelien, Porzellanrosen, wilde Orchideen… Ihr müsst heute keine Angst haben, dass der Text zu lang wird, denn ich will euch vor allem auf eine Bilderreise mitnehmen, quer durch die Flora der Blumeninsel.

Zarte Hibiskusblüte

Zarte Hibiskusblüte

Habt ihr schon einmal von ´rose de porcelaine´ gehört? Übersetzen kann man den Namen mit ´Porzellanrose´. Ursprünglich stammt sie aus Malaysia und gehört zur gleichen Familie wie der Ingwer, ist aber ungleich schöner. Eine perfekte Schönheit.

Rose de porcelaine

Rose de porcelaine

Diese hübsche Pflanze heißt auf Französich ´balisier´, heliconia caribea, und gehört zur Familie der Helikonien. Der deutsche Name ´Hummerschere´ klingt auch sehr passend.

Eine Helikonie

Eine Helikonie

Eine nahe Verwandte ist die Strelitzie, die Paradiesvogelblume. Ein Symbol der politischen Partei von Aimé Césaire, dem Dichter der Frankophonie und längjährigen Bürgermeister von Fort-de-France. Daneben gibt es noch unzählige andere Pflanzen, wunderschön anzusehen und jede für sich perfekt.

 

Palmen, Farne und anderes Grün

Die Palmen im ´Jardin de Balata´ sind enorm groß und recken sich kerzengerade in den blauen Himmel. Das Gelände ist rund drei Hektar groß, aber man sollte sich unbedingt genügend Zeit nehmen, denn es gibt enorm viel zu sehen – große Panoramen, die man mit einigem Abstand auf sich wirken lassen sollte, und viele Details – einzelne Blüten oder Zweige, winzige Formen in der Natur.

 

 

Farne habe ich nie als besonders schöne Pflanzen wahrgenommen. Auf Martinique hat sich meine Wahrnehmung vollkommen geändert und ich konnte mich gar nicht sattsehen an dieser zarten Struktur, die das Licht durchscheinen lässt. Die Pflanzen, die in europäischen Breiten oftmals ein Schattendasein führen, halb vertrocknet vor sich hin vegetieren und kaum Beachtung finden, werden in der feuchten Luft der Karibik plötzlich zu ziemlich großen und dennoch filigranen Schönheiten.

Wunderschöne, große Farne

Wunderschöne, große Farne

Zarte Strukturen

Zarte Strukturen

Ein Garten in Schichten

Ein Garten in Schichten

Ein Spaziergang hoch in den Bäumen

Sogar einen Baumwipfelpfad gibt es! Jeder, der nicht unter Höhenangst leidet und mindestens acht Jahre als ist, kann sich hier versuchen und mein Tipp lautet: nutzt die Gelegenheit unbedingt! Die Wege in 15 Metern Höhe sind sicher angelegt und bieten einen wirklich tollen Ausblick auf die Bucht von Fort-de-France und die Gipfel von Le Carbet. Mit Stau ist allerdings zu rechnen: Fotografen!

Blick auf wolkenverhangene Gipfel

Blick auf wolkenverhangene Gipfel

Ein Garten in Terrassenform

Ein Garten in Terrassenform

Neugierig geworden?

Falls ihr neugierig geworden seid, dann schaut doch einmal auf der Website de Jardin de Balata vorbei! Sie ist in Französisch und Englisch verfügbar.

 

 

Offenlegung: ich hatte das große Glück, den Jardin de Balata schon mehrfach gemeinsam mit kleinen Gruppen von Journalisten besuchen zu dürfen, die vom Comité Martiniquais du Tourisme empfangen wurden, und danke unseren Guides und Begleitern für die spannenden Führungen und tiefen Einblicke. Die beschriebenen Eindrücke sind meine eigenen.

 

Ein Himmel voller Palmen

Ein Himmel voller Palmen

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