Stockholm für Anfänger

In den Gassen von Gamla Stan, der Altstadt von StockholmIn den Gassen von Gamla Stan, der Altstadt von Stockholm

Was für ein Unterfangen! Ich bin zum ersten Mal in Stockholm und habe drei volle Tage Zeit eingeplant, um mir die Stadt anzuschauen. Nur drei Tage! Ob das gut gehen kann? Gleich als ich, mit dem Zug aus Kopenhagen kommend, in den Bahnhof einrolle, wird mir klar, dass Stockholm etwas größer ist als andere schwedische Städte, die ich besucht habe, wie Malmö oder gar Lund. Knapp eine Million Einwohner leben in der schwedischen Hauptstadt, deutlich mehr als in der dänischen Kapitale. Schon die ersten Wege durch Stockholm machen mir die Besonderheit deutlich: die Stadt besteht aus 14 Inseln, die durch 54 Brücken miteinander verbunden sind. Mich erwartet ein Inselhüpfen der besonderen Art.

In der Altstadt – Gamla Stan

Das pulsierende Herz Stockholms liegt auf der Insel Stadsholmen – Gamla Stan, die Altstadt. Auch wenn es hier tagsüber vor Touristen wimmelt: der mittelalterliche Stadtkern hat seinen ganzen Charme bewahrt. Kopfsteinpflaster, schmale Gassen und farbenfrohe Häuser prägen das Bild. Straßen führen rund um die Insel. Autos bleiben im Zentrum weitgehend außen vor – allenfalls ein Taxi ist mal zu sehen. Wie schön, dass Gamla Stan ganz den Fußgängern vorbehalten ist! 

In den Gassen von Gamla Stan, Stockholm

In den Gassen von Gamla Stan, Stockholm

Begründet wurde Gamla Stan im 13. Jahrhundert – mit Unterstützung von Kaufleuten aus Lübeck, die die Stadt als Umschlagplatz für den Warenhandel nutzen wollten. Es ist immer wieder unglaublich zu sehen, wie die Hanse für den wirtschaftlichen Aufschwung ganzer Regionen gesorgt. hat. Noch heute sind zahlreiche Spuren deutschen Wirkens zu sehen. 

Hier schlägt das Herz von Stockholm - Gamla Stan

Hier schlägt das Herz von Stockholm – Gamla Stan

Der zentrale und vielleicht berühmteste Platz ist der Stortorget, auf dem höchsten Punkt der Altstadt gelegen. Unzählige Fotografen lichten vor allem zwei Häuser an der westlichen Seite des Platzes ab. Das rote Haus mit der Nummer 20 trägt den Namen Schantzka Huset und ist nach seinem Bauherrn Johan Eberhard Schantzka benannt. Der stammte aus Rothenburg und war im 17. Jahrhundert Sekretär des schwedischen Königs Karl X Gustav. Der deutsch-niederländische Renaissancestil ist in Stockholm einzigartig, ebenso die 94 Steine, die rund um die Fenster angeordnet sind – eine Erinnerung an das Stockholmer Blutbad im Jahr 1520, als 94 schwedische Oppositionelle vom dänischen Unionskönig hingerichtet wurden.

Die vielleicht berühmtesten Häuser in ganz Stockholm am Platz Stortorget

Die vielleicht berühmtesten Häuser in ganz Stockholm am Platz Stortorget

Das gelbe Nachbarhaus trägt den Namen Seyfridtska Huset und ist nach dem Gerber Hans Seyfridtz. Der lebte hier um das Jahr 1620 herum. Nach seinem Tod heiratete seine Witwe den Nachbarn Schantz. Zwei Häuser, ein Eigentümer. 

Am Stortorget - Stockholm

Am Stortorget – Stockholm

Ebenfalls am Stortorget gelegen ist das Nobelmuseet. Das Museum stellt die Nobelpreisträger und ihre bahnbrechenden Ideen vor. So spannend es auch sein mag, einen Blick auf die Menschen hinter den Ideen zu werfen – das Wetter ist einfach zu schön und so lasse ich mich lieber  durch die Gassen der Altstadt treiben. 

Deutsche Spuren in Gamla Stan, Stockholm

Deutsche Spuren in Gamla Stan, Stockholm

„Fürchtet Gott! Ehret den König!“, so prangt es mir plötzlich von einem schmiedeeisernen Tor entgegen. Die Tyska Kyrkan ist die deutsche Kirche, in der noch heute Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten werden. Sie geht zurück auf die zahlreichen deutschen Kaufleute, die im 13. und 14. Jahrhundert in Stockholm lebten und zunächst eine eigene Gilde gründeten. Hinter der Kirche findet sich ein hübscher kleiner Park.  

Tyska Kyrkan - die deutsche Kirche in Stockholm

Tyska Kyrkan – die deutsche Kirche in Stockholm

In Gamla Stan gibt es natürlich auch eine Domkirche – die Storkyrken. Ein spätgotischer Dom, in dem Könige gekrönt und Königskinder vermählt werden. Die Kirche ist dem Hl. Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer, geweiht, wie so viele Gotteshäuser der Hansestädte.

Die Domkirche in Gamla Stan, Stockholm

Die Domkirche in Gamla Stan, Stockholm

Den Charme von Gamla Stan machen in meinen Augen jedoch nicht die Kirchen oder die Museen aus, sondern vielmehr die quirligen Gassen mit ihren vielen Cafés, Restaurants und Boutiquen. Es macht einfach Spaß, hier zu schlendern. Verlaufen kann man sich garantiert nicht – irgendwann kommt man immer wieder ans Wasser.

Marten Trotzig Gränd - die schmalste Gasse in Gamla Stan, Stockholm

Marten Trotzig Gränd – die schmalste Gasse in Gamla Stan, Stockholm

Auch die schmalste Gasse Stockholms ist in Gamla Stan zu finden: die Gasse Marten Trotzig Gränd ist nach einem deutschen Kaufmann benannt, der hier im 17. Jahrhundert ein Geschäft betrieb. Ganze 36 Meter lang ist die Gasse, und an der schmalsten Stelle nur 90 cm breit. 

Altstadtzauber - Gamla Stan, Stockholm

Altstadtzauber – Gamla Stan, Stockholm

Royaler Glanz: das Königsschloss

Gekrönte Häupter sind mir eigentlich schnurzpiepegal, aber ich mag alte Gemäuer. Es versteht sich also von selbst, dass ich mir auch das königliche Schloss in Stockholm anschaue. Der imposante Bau ist von weithin sichtbar und beansprucht einen großen Teil der Insel Stadsholmen. Erbaut wurde das Schloss einst vom Architekten Nicodemus Tessin d.J. im Barockstil. Die eher schlichte und unspektakuläre Fassade der vierflügeligen Anlage mit Innenhof lässt die Pracht im Inneren nicht ansatzweise erahnen. 

Der Königliche Palast in Stockholm

Der Königliche Palast in Stockholm

Das Schloss ist der offizielle Wohnsitz des schwedischen Königs. Hier empfängt er Nobelpreisträger ebenso wie die Mitglieder seines Kabinetts oder Staatsgäste. Sagenhafte 600 Zimmer sind auf 11 Etagen verteilt. Rund 10 % davon sind für Besucher geöffnet. Und ich bin vollkommen geblendet von all dieser aus der Zeit gefallenen Pracht.

Los geht der Rundgang nach der obligatorischen Sicherheitskontrolle im Staatssaal. Er wird von einem silbernen Thron dominiert, dem einige monumentale Skulpturen zur Seite stehen. Bis 1974 eröffnete der König hier den Reichstag. 

Im Staatssaal - hier eröffnete der schwedische König einst den Reichstag, Stockholm

Im Staatssaal – hier eröffnete der schwedische König einst den Reichstag

Weiter geht es durch ein imposantes Treppenhaus voller Skulpturen zu den Paradesälen. Der Ratssaal wird mehrfach im Jahr für Kabinettsitzungen oder Bankette genutzt. Unter König Gustav III, im späten 18. Jahrhundert, war hier der Speiseraum der königlichen Familie.

Der Ratssaal - Ort für Kabinettssitzungen mit dem schwedischen König - Stockholm

Der Ratssaal – Ort für Kabinettssitzungen mit dem schwedischen König – Stockholm

Weiter geht es durch königliche Schlafgemächer und Audienzräume – alles eher dunkel und mit massivem Mobiliar. Die Galerie Karls XI schließlich – ein prachtvolles Werk des schwedischen Spätbarock – ist dem Spiegelsaal in Versailles nachempfunden. Hier konnten knapp 170 Gäste unter funkelnden Kronleuchtern und einem imposanten Deckengemälde speisen. Auf dem Tisch: schwedische und französisches Silber aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. 

Versailles diente als Vorbild: die Galerie Karls XI im Königlichen Schloss in Stockholm

Versailles diente als Vorbild: die Galerie Karls XI im Königlichen Schloss in Stockholm

Wenn feierliche Dinner in der Galerie stattfanden, dann wird der Saal Weißes Meer, einst der Ballsaal, heute noch als Salon und Gesellschaftsraum genutzt. 

Der Saal Weißes Meer - Salon und Gesellschaftsraum im Königlichen Schloss in Stockholm

Der Saal Weißes Meer – Salon und Gesellschaftsraum im Königlichen Schloss in Stockholm

Die Bernadotte-Galerie im Nordflügel des Palastes, ein Stockwerk tiefer, umfassen 14 Zimmer, die 1754 zur Residenz des Königspaars Adolf Fredrik und Lovisa Ulrika wurden. Hier wird es heller und luftiger, das Rokoko hat Einzug gehalten. Noch heute nimmt der schwedische König hier Repräsentationspflichten wahr.

Der Bankettsaal der Bernadottegalerie besteht aus neun Paradesälen. Seit 1920 ist hier eine Portraitgalerie der Bernadottedynastie zu finden. Ich bin geschafft nach so viel königlicher Pracht und frage mich, ob es hier irgendwo auch einen Kaffee gibt.

Die Ahnengalerie der Bernadottes - im Königlichen Schloss in Stockholm

Die Ahnengalerie der Bernadottes – im Königlichen Schloss in Stockholm

Das Jubiläumszimmer wurde 2001 anlässlich des 25. Thronjubiläums von Carl XVI Gustav unter dem Motto ´Ein schwedischer Sommertag´ eingerichtet – endlich etwas Modernes! Farbenfroh leuchtend und mit abstrakter Kunst präsentiert sich dieser Raum. Die Möbel sind ebenso schlicht wie die Lampen, und ich ahne, dass es sowas wie schwedisches Design gibt. 

´Ein schwedischer Sommertag´ im Jubiläumszimmer von 2001, im Königlichen Schloss in Stockholm

´Ein schwedischer Sommertag´ im Jubiläumszimmer von 2001, im Königlichen Schloss in Stockholm

Zwei kleine Museen lassen mich tiefer in die Geschichte hinabsteigen. Den Holzkeller des Schlosses können Besucher sich im Museum Tre Kroner im Gewölbe unter der Schlossanlage anschauen. Hier geht es vor allem um die Geschichte Stockholms und archäologische Funde zu den Anfängen des Schlosses. Der Holzkeller wurde 1697 nach dem großen Feuer erbaut und selbst heute werden die offenen Feuerstellen im Palast von hier aus versorgt. Der Holzbedarf des Königs war enorm und das Holz wurde per Schiff aus allen Teilen Schwedens herbeigebracht. Erst 1909 wurde eine erste Heizung installiert. 

Im Museum Tre Kroner, im Gewölbe unter dem Schloss, Stockholm

Im Museum Tre Kroner, im Gewölbe unter dem Schloss, Stockholm

Ein sehr schöner Hort der Ruhe ist nach dem Trubel im Palast das Gustav III Antik Museum. Rund 200 antike römische Skulpturen und Vasen sind in zwei langen Sälen im nordöstlichen Flügel des Schlosses untergebracht. Nicht nur Goethe unternahm einst eine Reise nach Italien, sondern auch König Gustav III., der für seine Vorliebe für Kunst und Kultur bekannt war und später einem Attentat zum Opfer fiel. Das Museum, das nur in den Sommermonaten geöffnet ist, wurde 1794 eröffnet und ist damit eines der ältesten Kunstmuseen Europas. 

Gustav III Antik Museum, im Königlichen Schloss in Stockholm

Gustav III Antik Museum, im Königlichen Schloss in Stockholm

Es versteht sich von selbst, dass es in einem Schloss auch eine Schatzkammer zu bestaunen gibt. Tief unter der Erde sind die Kronjuwelen, Krönungsinsignien und allerlei Schwerter zu sehen. Mich verlässt nun endgültig die Energie – ich muss ans Tageslicht und Koffein nachfüllen. 

In der Schatzkammer des Königlichen Schlosses in Stockholm

In der Schatzkammer des Königlichen Schlosses in Stockholm

Wofür ich das königliche Schloss in Stockholm liebe, das ist der Wachwechsel. Zunächst habe ich überhaupt nicht verstanden, warum sich ganze Trauben von Touristen auf dem Schlossplatz sammeln, aber dann wird alles klar: Täglich um 12 Uhr 15 und sonntags eine Stunde später erklingt zackige Marschmusik. Dunkelblaue Uniformen, das Gewehr im Arm und blankpolierte Helme – dazu ernste Mienen und stramme Schritte. Ich kann nicht so ernst bleiben und summe im Stillen einen Karnevalsmarsch mit. Wenn et Trommelche jeht, dann stomm mer all parat. Was für ein Spektakel! Auch Frauen gehören zu dieser königlichen Leibgarde, die nun nach und nach alle Wachleute, die rund um das Schloss platziert sind, ablöst. Ein Spektakel, das auf jeden Fall gute Laune macht.  

Wachwechsel am Königlichen Schloss in Stockholm

Wachwechsel am Königlichen Schloss in Stockholm

Stockholm – grün und blau

Stockholm ist eine Stadt, die von Wasser und Natur geprägt ist. Nur rund ein Drittel der Stadt sind bebaute Fläche. Strandvägen ist Stockholms fotogene Ufermeile und eine der begehrtesten Wohnadressen in ganz Schweden. Wer hier wohnen will, muss Quadratmeterpreise von 12.000 € in Kauf nehmen, kann dafür aber einen fantastischen Blick auf das Wasser genießen. Tennisveteran Björn Borg zum Beispiel ist hier zuhause.

Strandvägen - Blick auf Stockholms begehrteste Wohnadresse

Strandvägen – Blick auf Stockholms begehrteste Wohnadresse

Die Uferpromenade oder auch die Schiffe, die hier am Kai liegen, bieten vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten. Zahllose Cafés säumen den Weg und man sieht, dass die Menschen jeden sonnigen Moment draußen genießen. Und der Weg führt direkt zur Brücke in Richtung Djurgarden, einer der grünen Oasen Stockholms. 

Stockholm bietet zahllose wunderbare Ausblicke auf´s Wasser

Stockholm bietet zahllose wunderbare Ausblicke auf´s Wasser

Und auch auf Djurgarden tummeln sich zahllose Menschen in den Cafés nah am Wasser. Etwas ruhiger wird es abseits vom Wasser. Foodtrucks halten kleine Speisen bereit, die man auf rustikalen Bänken im Schatten großer Bäume genießen kann. Was für ein Paradies!

Schiffsklassiker auf Djurgarden in Stockholm

Schiffsklassiker auf Djurgarden in Stockholm

Kulturhighlight in Stockholm: das Nationalmuseum

Ein besonderes Kulturhighlight befindet sich auf der Halbinsel Blasieholmen. Im Nationalmuseum gibt es Kunst und Design vom 16. bis 20. Jahrhundert zu sehen. Die Kunstsammlung war ursprünglich im Besitz des Königshauses und im königlichen Palast beheimatet, dem König wurde aber der Unterhalt zu teuer, so dass Oscar I sie dem schwedischen Staat vermachte. 1866 wurde das Haus eröffnet – durch Wasser vom Palast getrennt – und 150 Jahre später generalüberholt. Das Nationalmuseum ist eins der ältesten Museen in Europa. 

Blick durch Ai Weiweis ´Arch´ auf das Nationalmuseum in Stockholm

Blick durch Ai Weiweis ´Arch´ auf das Nationalmuseum in Stockholm

Ai Weiweis Arch von 2017 weist den Weg zur Kunst. Ich beginne meinen Rundgang in einem lichtdurchfluteten Innenhof mit zahlreichen Skulpturen. 

Der Innenhof beherbergt zahlreiche Skulpturen - Nationalmuseum Stockholm

Der Innenhof beherbergt zahlreiche Skulpturen – Nationalmuseum Stockholm

Der deutsche Architekt August Stüler, der auch für das Neue Museum in Berlin verantwortlich zeichnet, gestaltete die Architektur: Eine schlichte, symmetrische Fassade mit drei Stockwerken. Die Architektur und die Kunstwerke sollten eine Einheit bilden und sich nicht gegenseitig die Schau stehlen.

Imposante Architektur - das schwedische Nationalmuseum in Stockholm

Imposante Architektur – das schwedische Nationalmuseum in Stockholm

Die ständige Sammlung besteht aus mehr als 700.000 Werken, von denen ein Teil in der ständigen Sammlung zu sehen ist. Und diese Präsentation hat mich absolut begeistert: in chronologischer Reihenfolge, locker und modern und in farbenfrohen Räumen. 

Im 16. Jahrhundert wird Gustav Vasa zum schwedischen König gewählt – ein typischer Herrscher der Renaissance. Die Reformation und Martin Luther hinterfragen die Grundlagen der katholischen Kirche. Lucas Cranach der Jüngere schuf die Szenen aus dem Neuen Testament, die perfekt zur Regentschaft von Gustav Vasa passten. Weiter geht es zur barocken Kunst des 17. Jahrhunderts und zu Rembrandt. Weiter zu Rokoko und Neoklassizismus. 

Gelb: die Kunst zwischen 1800 und 1870 wird politisch - schwedisches Nationalmuseum Stockholm

Gelb: die Kunst zwischen 1800 und 1870 wird politisch – schwedisches Nationalmuseum Stockholm

Blau: Kunst zwischen 1870 und 1910 - kosmopolitische Kultur im schwedischen Nationalmuseum Stockholm

Blau: Kunst zwischen 1870 und 1910 – kosmopolitische Kultur im schwedischen Nationalmuseum Stockholm

Besonders spannend wird das Nationalmuseum in meinen Augen um die Wende zum 20. Jahrhundert, als Kunst und Design plötzlich nebeneinander stehen. Der Kontakt nordeuropäischer Künstler mit den Künstlerkolonien anderer Länder bewirkt, dass unterschiedliche Strömungen nebeneinander bestehen und sich gegenseitig befruchten. In den Pariser Salons anerkannt werden, das war auch erklärtes Ziel des schwedischen Malers Carl Larsson. Gemeinsam mit seiner Frau Karin gestaltete er Bücher, die stilbildend in Schweden werden sollten. 

Die Welt von Carl und Karin Larsson im schwedischen Nationalmuseum Stockholm

Die Welt von Carl und Karin Larsson im schwedischen Nationalmuseum Stockholm

Jugendstil, der Deutsche Werkbund – all diese Strömungen entfalteten ihre Wirkung. Schöne Dinge für das tägliche Leben, funktional gestaltet und mit einfachen Formen. Auch die Idee des Volksheims lässt sich hier betrachten. Schweden als Heimat für alle Menschen und das Ideal einer Gesellschaft, die auf Gleichheit und Konsens beruht. 

Schwedisches Design: Funktionalismus und einfache Formen - Schwedisches Nationalmuseum Stockholm

Schwedisches Design: Funktionalismus und einfache Formen – Schwedisches Nationalmuseum Stockholm

Bequeme Möbel und individuell ausgesuchte Stücke - schwedisches Nationalmuseum Stockholm

Bequeme Möbel und individuell ausgesuchte Stücke – schwedisches Nationalmuseum Stockholm

Übergangslos geht es weiter mit dem Design der 1960er Jahre. Kollektive Lösungen werden zunehmend hinterfragt und das Individuum mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen gewinnt an Bedeutung – auch als Konsument. 

Künstler und Designer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen - Nationalmuseum Stockholm

Künstler und Designer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen – Nationalmuseum Stockholm

Modernes schwedisches Design im Nationalmuseum Stockholm

Modernes schwedisches Design im Nationalmuseum Stockholm

Das Nationalmuseum bietet auch Raum für Sonderausstellungen, wie zum Beispiel mit den Werken von Ernst Billgren, New Memories. Billgren wurde 1957 in Stockholm geboren und lässt uns Werke des Museums mit ganz neuen Augen entdecken. Spannend, einen der populärsten Künstler Schwedens zu entdecken. Ich hatte seinen Namen vorher noch nie gehört. 

Blick in die Sonderausstellung mit den Werken von Ernst Billgren, einem Künstler aus Stockholm

Blick in die Sonderausstellung mit den Werken von Ernst Billgren, einem Künstler aus Stockholm

Hanna Hirsch Pauli ist eine weitere Künstlerin, die ich kennenlerne. The Art of Being Free lautet der Titel der Sonderausstellung. Hanna Hirsch Pauli gilt als eine der bekanntesten unbekannten Künstlerinnen der nordischen Kunst um die Wende zum 20. Jahrhundert. Ihr Durchbruch kam um 1880 und sie galt als eine der innovativsten Künstlerinnen der Zeit. 130 Werke aus 6 Jahrzehnten sind zu sehen, und auch ihre Person wird beleuchtet: das Aufwachsen in einer großbürgerlichen jüdischen Familie, die Befreiung durch Studienjahre in Stockholm und Paris bis hin zu den Bedrohungen des wachsenden Rechtsextremismus der 1930er Jahre. 

Fast eine Kathedrale - das schwedische Nationalmuseum in Stockholm

Fast eine Kathedrale – das schwedische Nationalmuseum in Stockholm

Perfekt entdecken lässt sich das Nationalmuseum mit einer App, in die auch ein Gebäudeplan integriert ist. Ein Audioguide leitet durch das Gebäude und die Jahrhunderte und präsentiert die bedeutendsten Werke. 

Im Jagdrevier des Königs: Djurgarden

Eine grüne Oase voller Kultur – das ist die Insel Djurgarden, übersetzt Tiergarten. Hier befand sich einst das königliche Jagdgebiet. Heute finden sich hier einige der schönsten Museen Stockholms. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und kann mir nur einen kleinen Teil all der Herrlichkeiten anschauen. 

Barocke Pracht: die Vasa

Ich starte meinen Besuch mit der meistbesuchten Attraktion Skandinaviens: im Vasa-Museum. Nicht nur die Titanic hat ihre Jungfernfahrt nicht überstanden, auch die Vasa sank, kaum dass sie vom Stapel gelaufen war, am 10. August 1628 nach gerade einmal 1.300 Metern Wegstrecke. Ein schwerer Konstruktionsfehler war der Grund: die Teile über Wasser waren schlicht zu schwer, so dass starker Wind ausreichte, das Schiff aus dem Gleichgewicht zu bringen und kentern zu lassen, kaum hatte es sich auf den Weg zur Ostsee gemacht. Eigentlich sollte die Vasa den Ruhm Schwedens im Dreißigjährigen Krieg sichern. 

Die meistbesuchte Attraktion in ganz Schweden: das Vasa-Museum in Stockholm

Die meistbesuchte Attraktion in ganz Schweden: das Vasa-Museum in Stockholm

Das Unglück erwies sich letztendlich als ein großer Glücksfall, denn der Schlamm der Ostsee konservierte die Vasa so vollkommen, dass das Schiff heute noch zu 98 % aus Originalteilen besteht. Geborgen wurde es nach 333 Jahre am Meeresboden im Jahr 1959. Man baute ein Museum drumherum und Besucher können seit 1990 das besterhaltene Schiff des 17. Jahrhunderts ganz aus der Nähe betrachten. Auf sieben Etagen kann man verschiedene Perspektiven einnehmen, um die barocke Pracht des Schiffsgiganten anzuschauen. 1.200 Tonnen Gewicht, 64 Kanonen, 10 Segel und mehr als 1.000 Skulpturen.  

Barocke Pracht: das Heck der Vasa, das Besucher aus verschiedenen Perspektiven betrachten können - Stockholm

Barocke Pracht: das Heck der Vasa, das Besucher aus verschiedenen Perspektiven betrachten können – Stockholm

Ein Blick auf den reichen Skulpturenschmuck der Vasa in Stückholm

Ein Blick auf den reichen Skulpturenschmuck der Vasa in Stückholm

Unmengen an Besuchern wirbeln auf den verschiedenen Etagen herum und versuchen, das Schiffsmonstrum auf Fotos zu bannen. Manche Reisegruppen sind mit einem Guide unterwegs, Individualbesucher können auf der Website des Vasa-Museums einen Audioguide herunterladen. 

Zu groß für ein einziges Foto: die Vasa in Stockholm

Zu groß für ein einziges Foto: die Vasa in Stockholm

Schwedische Kultur: Nordiska Museet

Schon wenn man sich der Insel Djurgarden nähert, fällt der Blick auf die imposante Fassade des Nordischen Museums. Dieses Museum wollte ich mir ursprünglich gar nicht anschauen, schließlich wollte ich nicht meine Zeit nur in Museen verbringen, während draußen die Sonne scheint. Was für ein Glück, dass ich nicht widerstehen konnte!

Imposante Fassade: Nordiska Museet in Stockholm

Imposante Fassade: Nordiska Museet in Stockholm

Begründet wurde das Nordische Museum von nationalromantischen Ethnologen Artur Hazelius und finanziert aus den Einnahmen einer Lotterie, für die man zwischen 1898 und 1901 Lose kaufen konnte. Nach einer Bauzeit von stolzen 19 Jahren wurde dann die Ausstellung über die nordische Kultur ab dem 16. Jahrhundert eröffnet. 

Eine Eingangshalle mit den Ausmaßen einer Kathedrale: Nordiska Museet in Stockholm

Eine Eingangshalle mit den Ausmaßen einer Kathedrale: Nordiska Museet in Stockholm

Die Eingangshalle lässt mit ihren enormen Ausmaßen – 126 Meter Länge und 24 Meter Höhe – und den wuchtigen Säulen an das Schiff einer neugotischen Kathedrale denken. Die runden Glaskuppeln waren lange Zeit die wichtigste Lichtquelle des Museums. Der Raum war als Festsaal gedacht. 

Gustav Vasa begrüßt Besucher im Nordiksa Museet in Stockholm

Gustav Vasa begrüßt Besucher im Nordiksa Museet in Stockholm

Auch die Statue von Gustav Vasa, ab 1523 erster Schwedenkönig, ist  überdimensioniert. Sie hat ihren Platz in einem quasi sakralen Raum und ist ebenfalls von Säulen umgeben. Im frühen 16. Jahrhundert durchlebte Schweden unruhige Zeiten. Die Herrschaft des dänischen Königs sorgte für viel Unzufriedenheit im Land und Gustav Vasa war einer der Anführer der Revolte. Später wurde er zum König gewählt. Das Thema des Museums ist damit gesetzt. 

Nordische Kultur, prachtvoll in Szene gesetzt - Nordiska Museet, Stockholm

Nordische Kultur, prachtvoll in Szene gesetzt – Nordiska Museet, Stockholm

Die Dauerausstellung nimmt Besucherinnen und Besucher mit auf eine fantastische Entdeckungsreise durch das Nordic Life – raue Landschaften, Möbel und Kunsthandwerk, Kleidung, Werkzeuge, Dinge des alltäglichen Lebens werden wunderbar in Szene gesetzt. Die Ausstellung ist sehr dunkel gehalten, und umso mehr Effekt hat die Beleuchtung einzelner Objekte. 

Christliches Schrifttum - Nordiska Museet in Stockholm

Christliches Schrifttum – Nordiska Museet in Stockholm

Es gibt so unfassbar viel zu sehen und ich kann unmöglich alle Erläuterungen lesen und Tondokumente anhören. Vor allem das Zeitalter der Aufklärung hat es mir angetan – das Zeitalter der Bücher und Buchstaben. Christliche Schriftstücke, wissenschaftliche Texte, aber auch erzählende Texte und politische Satire. Die freie Rede rüttelt am Sockel der Gesellschaft und Peter Forsskal fordert mit seinen Schriften die Zensoren heraus. Erbittert über die schwedische Engstirnigkeit verlässt er das Land, das nur sieben Jahre später die Pressefreiheit ins Gesetz aufnimmt – als erstes Land weltweit. 

Alte Buchschätze - Nordiska Museet in Stockholm

Alte Buchschätze – Nordiska Museet in Stockholm

Die Welt der Bücher und Buchstaben im Nordiska Museet in Stockholm

Die Welt der Bücher und Buchstaben im Nordiska Museet in Stockholm

Der Begriff der nordischen Kultur ist recht weit gefasst und so beschäftigt sich eine Sonderausstellung mit englischer Mode. Bereits im Mittelalter wurden Stoffe und Stickarbeiten von den britischen Inseln nach Skandinavien exportiert. 

Charmante Sonderausstellung: Englische Mode im Nordiska Museet in Stockholm

Charmante Sonderausstellung: Englische Mode im Nordiska Museet in Stockholm

Schweden gilt als Pionier in Sachen sozialer Wohnungsbau und prägte den Begriff des Folkshemmet, also Volksheim. Ich schaue mich in der Wohnung der fiktiven Familie Johannsson um – eine funktionale Wohnung zu vernünftigen Preisen, entstanden in den späten 1940er Jahren. 

Ein Blick ins Wohnzimmer der Familie Johannsson - sozialer Wohnungsbau nach schwedischer Art im Nordiska Museet in Stockholm

Ein Blick ins Wohnzimmer der Familie Johannsson – sozialer Wohnungsbau nach schwedischer Art im Nordiska Museet in Stockholm

Funkionale Küche im Volksheim - Nordiska Museet, Stockholm

Funkionale Küche im Volksheim – Nordiska Museet, Stockholm

Das Nordiska Museet bietet eine überaus beeindruckende Sammlung und ich lerne in modernster Museografie einiges über die nordische Kultur. Ein Restaurant und ein Café gibt es natürlich auch, ebenso wie eine App, die Besucher durch die Architektur und die Ausstellung begleitet. 

´Nordic Life´ prächtig in Szene gesetzt - Nordiska Museet in Stockholm

´Nordic Life´ prächtig in Szene gesetzt – Nordiska Museet in Stockholm

Im Freilichtmuseum Skansen – Aug´ in Aug´ mit dem Elch

Ganz anders und doch sehr ähnlich bringt mir Skansen, das älteste Freilichtmuseum der Welt, Kultur und Geschichte Schwedens näher. Hier lebt das traditionelle Schweden, und verschiedene Veranstaltungen geben dem Jahr einen Rhythmus. 

Ländliches Idyll im Freilichtmuseum Skansen, mitten in Stockholm

Ländliches Idyll im Freilichtmuseum Skansen, mitten in Stockholm

Wohnhäuser, Handwerksbetriebe, Geschäfte und eine Kirche – Gebäude aus ganz Schweden trug Gründer Artur Hazelius hier zusammen. Den trieb in Zeiten der Industrialisierung die Sorge um, dass die ländlich geprägte Kultur dem Untergang geweiht sei. Nach 10 Jahren Sammelleidenschaft feierte Skansen 1891 Eröffnung. 

Schweden anno dazumal - im Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Schweden anno dazumal – im Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Das Gelände bietet vielfältige Entdeckungsmöglichkeiten. Ein ganzer Bereich ist dem städtischen Leben vorbehalten. Die Werkstätten sind mit Leben gefüllt und man kann Handwerkern wie Möbeltischlern oder Glasbläsern über die Schulter schauen.

In der Möbelwerkstatt - Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

In der Möbelwerkstatt – Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Wunderschön eine Apotheke aus dem 18. Jahrhundert, in der mir ein Apotheker bereitwillig die Wirkung von Heilkräutern wie von Giften erläutert. Die Apotheke gliedert sich in drei Räume: der Raum, in dem Kunden bedient werden, dann das Laboratorium und schließlich der Lagerraum. Der Apothekengarten ist nicht weit. 

Der Herrscher über Heilmittel und Gifte - in der alten Apotheke in Skansen, Stockholm

Der Herrscher über Heilmittel und Gifte – in der alten Apotheke in Skansen, Stockholm

In der Apotheke im Freilichtmuseum Skansen, Stockholm

In der Apotheke im Freilichtmuseum Skansen, Stockholm

Auch die Werkstatt eines Buchbinders mit all ihren Gerätschaften aus dem Jahr 1840 bietet viel für das Auge. Papier muss gefaltet, der Buchdeckel bedruckt werden. 

In der Buchbinderwerkstatt - Skansen in Stockholm

In der Buchbinderwerkstatt – Skansen in Stockholm

Holzhäuser und Kopfsteinpflaster - Skansen, Stockholm

Holzhäuser und Kopfsteinpflaster – Skansen, Stockholm

Kleine rote Holzhäuser mit gepflegten Gärten, gepflasterte Gassen – hier leben alle Klischees, die man über Schweden nur haben kann. Auch einen Zoo gibt es und dort leben sogar Elche – mitten in der schwedischen Hauptstadt. 

Ein Elch in der Großstadt - im Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Ein Elch in der Großstadt – im Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Der vielleicht idyllischste Platz in Skansen sind die beiden Schrebergartenparzellen, die von einer südlichen Insel Stockholms stammen. Zu Zeiten des Ersten Weltkriegs waren Lebensmittel knapp, so dass Arbeiterfamilien begannen, in Schrebergärten eigenes Gemüse zu ziehen. Zuerst gab es nur einen einfachen Regenschutz, der später durch richtige Hütten ersetzt wurde. Und in diesem Gartenidyll haben sich einige Musiker zusammengefunden. Natürlich alle in Kostümen der Zeit und die Kaffeetassen auf dem Tisch. Ich könnte ewig hier stehen bleiben und zuhören!

Konzert im Kleingartenidyll - im Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Konzert im Kleingartenidyll – im Freilichtmuseum Skansen in Stockholm

Im ABBA-Universum

Wer in den frühen 1970er und 1980er Jahren aufwuchs, kam an ihrer Musik nicht vorbei: ABBA wirbelten die Popmusik ordentlich durcheinander. Plötzlich kam angesagte Musik nicht mehr aus Großbritannien oder den USA, sondern aus Schweden. Mit Waterloo gewannen Agnetha, Anni-Frid, Björn und Benny den European Song Contest und waren danach omnipräsent in den Hitparaden. Ganz klar, dass ich mir das ABBA-Museum anschauen muss. 

Walk in, dance out! So lautet das Motto des ABBA-Museums. Der Andrang ist groß. Trotz gebuchtem Zeitfenster muss ich erst einmal Schlange stehen, bevor ich endlich leicht genervt in die Ausstellung hinabsteigen kann. Am Anfang ist alles wegen der vielen Besucher ein wenig eng, und es ist durchaus spannend, mehr über die Anfänge von ABBA und das Leben der Musiker vor ABBA zu erfahren. Die Idee: Besucher sollen sich ganz als 5. Bandmitglied fühlen und können auf einer Bühne mit Hologrammen tanzen oder sich im Karaoke versuchen. 

Hep Stars - ein Leben vor ABBA, Stockholm

Hep Stars – ein Leben vor ABBA, Stockholm

Glitzerkostüme - im ABBA-Museum in Stockholm

Glitzerkostüme – im ABBA-Museum in Stockholm

Eins ist sicher: Ich hatte die Kostüme nicht so grausam glitzernd in Erinnerung! Vielleicht war in den 1970er Jahren auch dieser ganze Glitzer vollkommen normal. Und es glitzern nicht nur die Kostüme, sondern auch viele goldene Schallplatten. Etliche Cover habe ich noch in Erinnerung. Sehr schön ist der Blick ins Studio oder auch der Ausblick aus dem Sommerhaus auf der kleinen Insel Viggsö, wo Björn und Benny etliche der ABBA-Songs schrieben.

Inspirierender Ausblick im Sommerhaus - im ABBA-Museum in Stockholm

Inspirierender Ausblick im Sommerhaus – im ABBA-Museum in Stockholm

Ich werfe auch einen Blick in die Kostümschneiderei und in Agnethas Küche, lasse mich dabei von einem Audioguide begleiten. Künstlerische Pause, Musical und Film Mamma Mia und auch ein Leben nach ABBA gibt es. Für eingefleischte Fans ist das Museum sicher ein Muss, trotz des stolzen Eintrittspreises und des übergroßen Merchandisingangebots im  Museumsshop. 

 

Rosendals Trädgard - hier lang zum Schlossgarten, Stockholm

Rosendals Trädgard – hier lang zum Schlossgarten, Stockholm

Rosendal Slott und Trädgard

Nach der Musik suche ich Ruhe und laufe weiter zu Schloss Rosendal, um eine Runde durch den Schlossgarten zu drehen. Seit 1982 werden hier Gemüse, Kräuter und Blumen nachhaltig angebaut. Alles, was in den Gärten oder den Gewächshäusern heranwächst, ist Demeter-zertifiziert. Das anderthalb Hektar große Gelände bietet für jeden etwas: man kann im Hofcafé eine Kleinigkeit essen, Pflanzen oder Samen kaufen oder es sich einfach auf der Streuobstwiese gemütlich machen. Der perfekte Ort für eine kleine Pause. 

Naturidyll in der Großstadt: Rosendals Trädgard in Stockholm

Naturidyll in der Großstadt: Rosendals Trädgard in Stockholm

Wer möchte hier nicht gleich mit anpacken? Rosendals Trädgard in Stockholm

Wer möchte hier nicht gleich mit anpacken? Rosendals Trädgard in Stockholm

Natürlich kann man auch Pflanzen oder Samen mit nach Hause nehmen in Rosendals Trädgard in Stockholm

Natürlich kann man auch Pflanzen oder Samen mit nach Hause nehmen in Rosendals Trädgard in Stockholm

Stockholm für Foodies

Schweden ist das Land der fika, der gemütlichen Kaffeepause, und die Zimtschnecken haben sogar ihren eigenen Feiertag, den 4. Oktober nämlich. In Stockholm gibt es unzählige Cafés und Restaurants, Foodies haben jedoch einen besonderen Pilgerort: Östermalms Saluhall. 1888 wurde die Markthalle aus Backstein eröffnet. 

Backsteinpracht: Östermalms Saluhall in Stockholm

Backsteinpracht: Östermalms Saluhall in Stockholm

Was für eine Pracht unter der gusseisernen Dachkonstruktion! 17 Händler bieten hier ihre Produkte an, viele von ihnen Familienbetriebe mit langer Tradition. Die Produkte werden wunderbar präsentiert und wer möchte, der kann auch gleich vor Ort eine Kleinigkeit essen oder ein Glas trinken. 

Ein Paradies für Foodies, ob zum Einkaufen oder für einen Imbiss - Saluhall in Stockholm

Ein Paradies für Foodies, ob zum Einkaufen oder für einen Imbiss – Saluhall in Stockholm

Wunderbare Präsentation der Waren in der Saluhall in Stockholm

Wunderbare Präsentation der Waren in der Saluhall in Stockholm

Die U-Bahn als Kunstgalerie 

Eine Kunstgalerie der besonderen Art stellt die Tunnelbana dar, die Stockholmer U-Bahn: 150 Künstler haben mehr als 90 Haltestellen mit Malerei, Skulpturen und Lichtinstallationen zur längsten Kunstgalerie der Welt gemacht. Die ältesten Werke stammen aus den 1950er Jahren und sind an der Haltestelle T-Centralen in der Nähe des Hauptbahnhofs zu finden. Hier laufen alle Linien zusammen. Per Olof Ultwedt gestaltete diese blau-weiße höhlenartige Station mit floralen Mustern. 

Die U-Bahn als Kunstgalerie - T-Centralen in Stockholm

Die U-Bahn als Kunstgalerie – T-Centralen in Stockholm

An anderer Stelle in T-Centralen wird den Arbeitern, die die Haltestellen gebaut haben, Tribut gezollt. Ich stelle mir vor, wie es wäre, jeden Tag eine solch prachtvolle U-Bahn nutzen zu können…

T-Centralen - Ein Denkmal für die Arbeiter, die die U-Bahn in Stockholm einst erbauten

T-Centralen – Ein Denkmal für die Arbeiter, die die U-Bahn in Stockholm einst erbauten

Äußerst imposant ist die Haltestelle Kungstradgarden, die Endhaltestelle der blauen Linie. 1977 eröffnet, liegt diese Station unter den königlichen Gärten. Ulrik Samuelson integrierte bei seinem Werk historischen Fundstücke und vergangene Architektur – ein Museum unter Tage. 

Historische Funde in moderner U-Bahn - Stockholm

Historische Funde in moderner U-Bahn – Stockholm

Die Nutzung der Stockholmer U-Bahn ist übrigens denkbar einfach: man hält die Kreditkarte an ein Lesegerät und schon öffnet sich die Schranke. Ein Einzelfahrschein erlaubt die Nutzung der U-Bahn für 75 Minuten, wobei man beliebig oft umsteigen oder die Fahrtrichtung wechseln kann. 

An der Haltestelle Kungsträdgarden in Stockholm

An der Haltestelle Kungsträdgarden in Stockholm

Logieren bei Lady Hamilton

Wer gerne in historischen Gemäuern wohnt, der ist im Lady Hamilton Hotel bestens aufgehoben. Das Hotel befindet sich in Gamla Stan, nur wenige Schritte vom Königlichen Palast und einen knappen Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt. Das Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert, und sowohl die Zimmer als auch die gemeinschaftlich genutzten Bereiche sind mit alten Gemälden, Kunstwerken und Möbeln aus dem ländlichen Schweden ausgestattet. Kaffee und Tee stehen immer für Gäste bereit, und man kann es sich mit seinem Getränk auch im kleinen Innenhof gemütlich machen. 

Im Treppenhaus von Lady Hamilton - ein Hotel wie ein Museum, Stockholm

Im Treppenhaus von Lady Hamilton – ein Hotel wie ein Museum, Stockholm

Eine besondere Atmosphäre hat der Frühstücksraum des Lady Hamilton. Das Angebot ist äußerst vielfältig und bietet süße Sachen ebenso wie Fischhäppchen. Von meinem Platz am Fenster konnte ich zudem die ganz frühen Touristengruppen beobachten, die morgens um 7 Uhr schon mit Fotoapparaten bewaffnet Gamla Stan stürmten. 

In Lady Hamiltons Frühstücksraum, Stockholm

In Lady Hamiltons Frühstücksraum, Stockholm

Neugierig geworden?

Wenn du neugierig geworden bist und mehr über Stockholm erfahren möchtest, dann schau dich auf der Website von Visit Sweden um; die Seite ist auch auf Deutsch verfügbar und bietet eine Fülle an Informationen und Tipps. Visit Stockholm hat natürlich auch einen eigenen Auftritt und verkauft sich leicht großmäulig als Capital of Scandinavia. Die Seite ist in Englisch und Schwedisch verfügbar. 

Für alle, die gerne einen Reiseführer dabei haben, ist der Stockholm-Band von Lisa Arnold, erschienen im Michael Müller Verlag, perfekt geeignet. 260 Seiten geballtes Wissen über Stockholm, dazu eine App und ein Stadtplan. Der Band macht mir auch deutlich, dass ich unbedingt wiederkommen muss – es gibt noch viel zu entdecken. 

In Stockholm kann man so manchen Weg auch mit den Schiff zurücklegen

In Stockholm kann man so manchen Weg auch mit den Schiff zurücklegen

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