Noirmoutier – Insel der Sorglosigkeit

Noirmoutier - Die Postkartenansicht auf den Plage des DamesNoirmoutier - Die Postkartenansicht auf den Plage des Dames

Kommt ihr mit an die französische Atlantikküste? Eine frische Meeresbrise geht zu jeder Jahreszeit – das ist zumindest meine feste Überzeugung. Während ich zuletzt während der Sommermonate an den Stränden der Gironde und des Médoc unterwegs war und mir Badeorte wie Arcachon und Soulac-sur-Mer angesehen habe, zieht es mich jetzt etwas weiter nördlich, in die Vendée. Diese Ecke Frankreichs ist immer noch ein Geheimtipp. Meist sind es Franzosen, die hier Urlaub machen, und ich nutze die Nebensaison aus. Ein letztes Mal Sonne tanken und mich ordentlich vom Wind durchpusten lassen, bevor der Winter kommt. 

An der Passage du Gois - noch ahnt man die Straße nur

An der Passage du Gois – noch ahnt man die Straße nur

Besondere Art des Ankommens: die Passage du Gois

Dieser Weg vom Kontinent auf die Insel ist ein Mythos: die Passage du Gois verbindet auf einer Länge von 4,2 Kilometern Beauvoir-sur-Mer mit Noirmoutier. Die Besonderheit: die Straße ist nur bei Ebbe befahrbar und wird während der übrigen Zeit komplett vom Wasser überspült. Die Einheimischen leben sicherlich im Rhythmus der Gezeiten und für alle anderen weisen große Hinweistafeln zu beiden Seiten der Passage auf den Zeitpunkt des Niedrigwassers hin. Eineinhalb Stunden vorher und eineinhalb Stunden nachher kann die Passage du Gois befahren werden. Allzu lange trödeln sollte man jedoch nicht, um nicht von der ansteigenden Flut überrascht zu werden. 

An der Passage du Gois kann man beobachten, wie das Wasser sich langsam zurückzieht

An der Passage du Gois kann man beobachten, wie das Wasser sich langsam zurückzieht

Passage du Gois - setzen sich da schon Autos am gegenüberliegenden Ufer in Bewegung?

Passage du Gois – setzen sich da schon Autos am gegenüberliegenden Ufer in Bewegung?

Das Wort Gois kann mit Furt übersetzt werden. Er entstand an einer Stelle, an der zwei unterschiedliche Strömungen aufeinandertrafen und große Mengen an Sand und Schlick anlagerten.

Bald ist der Weg frei über die Passage du Gois!

Bald ist der Weg frei über die Passage du Gois!

Es ist ein faszinierendes Naturschauspiel, zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit das Wasser zurückgeht. Zunächst kann man nur anhand der Rettungsinseln den Streckenverlauf erahnen, aber langsam wird die Fahrbahn sichtbar. Ein Traktor reinigt die Fahrbahn von Steinen und Schlick, während die ersten wagemutigen Autofahrer sich schon auf den Weg machen. Muschelsammler halten sich bereit, um mit Schaufel und Eimer loszumarschieren. Auch die Austernbänke kann man bei Ebbe zu Fuß erreichen. 

Ein Naturparadies: der Polder Sebastopol auf Noirmoutier

Ein Naturparadies: der Polder Sebastopol auf Noirmoutier

Angekommen auf Noirmoutier, erstreckt sich der Polder Sebastopol vor den Besuchern und Besucherinnen. Familie Jacobsen brachte einst das Wissen um den Deichbau aus den Niederlanden nach Noirmoutier. 1854 begannen die Arbeiten, 1856 wurde der Deich vollendet und – dem Zeitgeist entsprechend – nach einer Schlacht im Krimkrieg benannt. Das eingedeichte Land sollte landwirtschaftlich genutzt werden. Im Jahr 1978 brach jedoch der wenig gewartete Deich. Wasser überschwemmte den Polder. Heute ist hier ein Naturschutzgebiet, das Naturliebhaber und Vogelkundler gleichermaßen anzieht, 134 Hektar groß und 4 km lang. Auf einem Rundweg von 3,2 km Länge bekommt man einen Eindruck vom Polder. Wir laufen bis zum Etang du Vide, der vermutlich um die 4,5 m tief ist – so ganz genau weiß man das nicht. Ansonsten hat das Wasser des Polders eine Tiefe von zwei Metern. Die Tiefe des Wassers spielt aber auch keine entscheidende Rolle. Ich genieße die klare Luft, den Wind und den unverstellten Blick über die weite Landschaft. 

Noirmoutier, an der Passage du Gois - der Blick kann schweifen

Noirmoutier, an der Passage du Gois – der Blick kann schweifen

Farben und Licht ändern sich rasend schnell - Noirmoutier

Farben und Licht ändern sich rasend schnell – Noirmoutier

Auch der Himmel ändert sich rasend schnell. Gerade noch grau, pustet im nächsten Moment der Wind die Wolken weg und er erstrahlt in klarem Blau. 

In der Inselhauptstadt: Noirmoutier-en-Ile

Wir leihen uns E-Bikes aus, um die Insel zu erkunden. Es ist schon Oktober, aber die Temperaturen sind angenehm. Der Himmel ist morgens noch bedeckt – perfekte Bedingungen für eine Radtour. Wir starten in Noirmoutier-en-Ile, der Inselhauptstadt. Das Château de Noirmoutier überragt den Ort und gleich nebenan sehen wir den Turm der Kirche Saint-Philbert. Die Insel Noirmoutier hat ganzjährig ungefähr 10.000 Einwohner, und von denen lebt rund die Hälfte in der Hauptstadt, die sich über verschiedene Gemeinden und rund ein Drittel des Inselnordens erstreckt. 

Die Farben von Noirmoutier: Blau für die Fischer, Grün für die Landwirte

Die Farben von Noirmoutier: Blau für die Fischer, Grün für die Landwirte

Die Stille der Nachsaison in Noirmoutier-en-l´Ile

Die Stille der Nachsaison in Noirmoutier-en-l´Ile

Der ganze Charme der Architektur in Noirmoutier-en-l`Ile zeigt sich beim Blick in eine Seitengasse

Der ganze Charme der Architektur in Noirmoutier-en-l`Ile zeigt sich beim Blick in eine Seitengasse

Das Stadtviertel Banzeau bezaubert mich mit einen besonderen Charme. Im Morgenlicht scheint es, als seien die Farben gedämpft. Die Farben der Fensterläden lassen erkennen, welches die wichtigsten Wirtschaftszweige sind. Blaue Fensterläden heißen: hier lebt ein Fischer. Grüne Fensterläden deuten auf einen Landwirt hin. Banzeau jedenfalls ist das Viertel der Fischer und hatte früher regelmäßig unter Überschwemmungen zu leiden. 

Einem alten Fischer setzt dieses Graffiti ein Denkmal - Noirmoutier

Einem alten Fischer setzt dieses Graffiti ein Denkmal – Noirmoutier

Nur wenige Pedaltritte und wir stehen an der Jetée Jacobsen, der Zufahrt zum Hafen. Einst wurden hier die Handelswaren getreidelt – diese Wege stehen heute den Radlern zur Verfügung. Die Steine, die einst den ankommenden Schiffen Stabilität verliehen, sind heute vielfach als Grenzsteine von Grundstücken zu sehen. Geladen haben die Schiffe das weiße Gold – Salz. Heute ist der Tourismus neben der Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig. Auf rund 100.000 Menschen wächst die Population im Sommer an. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie voll es dann überall wird, und kann gut verstehen, dass diese Entwicklung von manchen dauerhaften Bewohnern mit gemischten Gefühlen gesehen wird. 

Sehenswert auch an grauen Tagen: der Hafen von Noirmoutier-en-l´Ile

Sehenswert auch an grauen Tagen: der Hafen von Noirmoutier-en-l´Ile

Auf der anderen Seite des Wasserlaufs sehen wir den Schiffsfriedhof. Auch Schiffe haben eine Seele und werden deshalb nicht schnöde verschrottet. Die Wracks bedeuten gelebte Solidarität: junge Fischer können sich hier bedienen und Teile der alten Schiffe für ihre eigenen Boote nutzen nutzen.

Mit dem Fahrrad unterwegs im Norden von Noirmoutier

Mit unserem Guide Nicolas machen wir uns auf den Weg nach L´Herbaudière, an der nordwestlichen Spitze der Insel. Wir fahren den direkten Weg, quer über die Insel. Auf einer Seite des Radwegs sehen wir Moore und Salzwiesen, auf der anderen Seite landwirtschaftliche Nutzung. Vor allem die Bonnotte-Kartoffeln aus Noirmoutier sind berühmt und werden von Feinschmeckern in aller Welt geschätzt. Sie werden mit Algen gedüngt, was das unvergleichliche Aroma erklärt. Früher gab es auf der Insel auch rund 40 Mühlen, in den Getreide zu Mehl gemahlen wurde. Eine davon gehörte gar der französischen Filmemacherin Agnès Varda. Über all dem liegt auch im Herbst der betörende Duft von Mimosen.

Landwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor auf Noirmoutier

Landwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor auf Noirmoutier

Radwege sind auf Noirmoutier gut ausgeschildert

Radwege sind auf Noirmoutier gut ausgeschildert

Wegen der geografischen Lage gab es in L’Herbaudière bereits im 17. Jahrhundert einen Hafen. Heute kann man hier einen Sporthafen und einen Fischereihafen bestaunen und viel Wissenswertes über die verschiedenen Techniken des Fischfangs lernen. Bis in die 1960er Jahre fischte man hier vor allem Sardinen, und zwar so reichhaltig, dass vier Konservenfabriken gut zu tun hatten. Arbeitskräfte mussten aus der nahen Bretagne geholt werden, um die viele Arbeit bewältigen zu können. Ein Schlag für die Wirtschaft war die Schließung des Werk von Schiffsbauer Bénéteau in der Coronazeit. Immerhin, die Gastronomie hält die Stellung: direkt am Hafen gibt es mit La Marine ein Restaurant mit 3 Michelin-Sternen. Von außen sieht man dem Gebäude nicht an, dass hier mit Alexandre Couillon ein wahrer Zauberer am Herd steht. Wer sich die Sterneküche nicht leisten kann oder will: gleich nebenan gibt es La Table d´Elise, ebenfalls von Alexandre Couillon. Die Küche ist zwischen beiden Restaurants platziert und bereitet die Speisen für beide Lokale zu. 

Blick auf den Hafen von L´Herbaudière, auf Noirmoutier

Blick auf den Hafen von L´Herbaudière, auf Noirmoutier

Wir radeln weiter nach Le Vieil und machen Halt an einer kleinen Kapelle. Viele Leute fahren hier achtlos vorbei, dabei sind die Kunstwerke im Inneren äußerst sehenswert. Auf einem Gemälde hat sich der Stifter der Kapelle selbst verewigen lassen.

 

Langsam wird es Zeit für eine ausführliche Rast und wir kehren im Restaurant La Potinière ein, am vielleicht schönsten Strand der Insel, der Plage des Dames. Der Gastraum ist großzügig gestaltet und bietet viel Platz rund um die einzelnen Tische, vor allem auch einen wunderbaren Blick auf den Atlantik. Wie genießen den ausgezeichneten und sehr persönlichen Service sowie ein köstliches Menü mit Sellerieravioli, einem Fischfilet und einer Belle Dame als Dessert – eine Tarte Tatin ohne Boden.

Blick in den Gastraum. Das Restaurant la Potinière hat die allerbeste Lage am Plage des Dames auf Noirmoutier

Blick in den Gastraum. Das Restaurant la Potinière hat die allerbeste Lage am Plage des Dames auf Noirmoutier

 

Kreative Unordnung im Restaurant la Potinière auf Noirmoutier.

Kreative Unordnung im Restaurant la Potinière auf Noirmoutier.

Während des Essens erzählt uns Nicolas, warum er auch als Zugezogener so gerne auf Noirmoutier lebt. Für ihn ist es die Insel der Sorglosigkeit. Alle Sorgen um die aktuelle politische Lage sind weit weg – auf dem fernen Kontinent. Jeder kennt jeden, und Nicolas schließt nicht einmal sein Haus ab – allenfalls in den Sommermonaten, wenn die Touristen da sind. Diese Selbstzufriedenheit und das Leben ganz für sich allein hat allerdings auch zur Folge, dass die Insulaner keine große Notwendigkeit sehen, Fremdsprachen zu erlernen. Das ist in diesem Moment nicht weiter schlimm – die Verständigung rund um ein gutes Essen und begleitet von einem Glas Wein der Region klappt perfekt. Und ich fühle mich kurz an meine Kreuzfahrt auf der Vasco da Gama erinnert, als ich auf hoher See nicht erreichbar war. Diese Momente sind der wahre Luxus unserer Zeit. 

Fahrradguide Nicolas zeigte uns die schönsten Ecken im Norden Noirmoutiers

Fahrradguide Nicolas zeigte uns die schönsten Ecken im Norden Noirmoutiers

Traumstrände auf Noirmoutier

Am frühen Nachmittag zeigt sich die Sonne in ihrer ganzen Pracht, und wir machen uns auf, die schönsten Strände auf Noirmoutier zu erkunden. Die Plage des Dames ist vielleicht der schönste, auf jeden Fall aber der im Sommer am meisten besuchte Strand.

Der Plage des Dames mit seinen berühmten Badehäuschen - Noirmoutier

Der Plage des Dames mit seinen berühmten Badehäuschen – Noirmoutier

Hier begann der Tourismus um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Motor der Entwicklung waren die reichen Bürger von Nantes, die von Pornic aus mit dem Boot übersetzten, um auf Noirmoutier die Sommerfrische zu genießen. Nur die Damen badeten einst hier, zogen sich in den so charakteristischen Badehäuschen um und ließen sich von Trägern in einer Art Sänfte zum Wasser bringen. Daher erklärt sich der Name Bois de la Chaise, der diesen Teil der Insel prägt. So schön die Strände sind: das Wasser ist an der Ostseite der Insel wegen der Strömungen kälter als auf der Westseite. 

Der Bois de la Chaise auf Noirmoutier mit seinen wunderschönen Grüneichen

Der Bois de la Chaise auf Noirmoutier mit seinen wunderschönen Grüneichen

Die Badehäuschen sind eine wahre Institution auf Noirmoutier. Ein Häuschen kostet zwischen 7.000 und 10.000 €. Sie können nicht vererbt werden, freiwerdende Hütten gehen vielmehr an den Ersten auf der Warteliste. Und wehe, ein Besitzer hält seine Hütte nicht gut in Schuss! Dann kann es sein, dass sie ihm weggenommen wird. Eigentum verpflichtet – dieser Grundsatz wird auf Noirmoutier sehr ernst genommen. 

Badehäuschen an der Plage Anse Rouge auf Noirmoutier

Badehäuschen an der Plage Anse Rouge auf Noirmoutier

Rund um die Plage des Dames erstreckt sich ein wunderbarer Grüneichenwald. Eine Legende  besagt, dass Mélusine einst so angetan war von der Freundlichkeit der Insulaner, dass sie die Schlangen des Waldes in Eichen verwandelte. Im Wald verstreut liegen wunderschöne Villen – prachtvolle Architektur auf großzügig bemessenen Grundstücken in üppiger Natur. 

Plage Anse Rouge auf Noirmoutier - was für ein Traumstrand!

Plage Anse Rouge auf Noirmoutier – was für ein Traumstrand!

Am Plage Anse Rouge fällt uns die Tour Plantier ins Auge, benannt nach ihrem ersten Besitzer. Dessen Frau liebte Leuchttürme und sie wollte unbedingt ein Haus in der Form eines Leuchtturms bewohnen. Heute gehört das Haus Engländern – der Kaufpreis betrug vor einigen Jahren 3,2 Millionen Euro. 

Tour Plantier - ein Haus wie ein Leuchtturm, Noirmoutier

Tour Plantier – ein Haus wie ein Leuchtturm, Noirmoutier

Die Plage Anse Rouge hat einen ganz besonderen Charme - Noirmoutier

Die Plage Anse Rouge hat einen ganz besonderen Charme – Noirmoutier

Wir radeln weiter zur Plage des Souseaux. Unterwegs begegnen wir keinem Menschen – den Radweg haben wir ganz für uns allein. Herrlich. 

Plage des Souseaux, Noirmoutier

Plage des Souseaux, Noirmoutier

Beste Lage am Strand Plage des Souseaux auf Noirmoutier

Beste Lage am Strand Plage des Souseaux auf Noirmoutier

Von der Plage de la Clère bietet sich uns ein Blick auf le Vieil, den Ort mit der kleinen Kapelle. Für uns schließt sich ein Kreis. Unsere Radrunde hat uns durch die verschiedensten Landschaften und Stimmungen geführt und es stimmt, auch wir haben die Sorglosigkeit auf Noirmoutier kennengelernt. Die Aktualität ist ganz weit weg. 

Der Blick auf Le Vieil, Noirmoutier

Der Blick auf Le Vieil, Noirmoutier

Gute Adressen auf Noirmoutier

Essen hält Leib und Seele zusammen. Während unseres allzu kurzen Aufenthalts auf Noirmoutier haben wir einige äußerst leckere Adressen kennenlernen dürfen.

 

Das Restaurant P’tit Noirmout liegt in unmittelbarer Nähe des Hafens, in einer Straße, in der sich ein Restaurant ans nächste reiht. Wir merken gleich: hier wird authentisch und mit Produkten der Region gekocht. Die Tische sind eng gestellt und kein Platz bleibt frei. Ein köstlicher Einstieg mit Scampis, herbstlichen Calamares mit Pilzen und Apfelschnitzen und als Dessert Fruchtsalat.

Im Fil Rouge beginnt das Menü mit einem Cocktail, um dann in ungezwungener Atmosphäre saisonale Produkte in Szene zu setzen. Bistrot Evolutif nennt sich dieses Konzept von Julie und Sophie. 

 

Köstliche Produkte: Salz und Austern

Es gibt einige gute Produkte, die man entweder auf Noirmoutier direkt genießen oder aber mit nach Hause nehmen kann. Direkt an der Straße Richtung Kontinent liegt die Bretterbude eines Salzbauern, La Bonne Pogne.

Salzgärtner auf Noirmoutier - Marais de Bonne Pogne

Salzgärtner auf Noirmoutier – Marais de Bonne Pogne

In den Salzgärten auf Noirmoutier steht im Moment viel mehr Wasser als sonst

In den Salzgärten auf Noirmoutier steht im Moment viel mehr Wasser als sonst

Wir kommen mit Dylan ins Gespräch, der uns von der Arbeit in den Salzgärten und von der Geschichte seiner Familie erzählt. Mehrere Generationen waren oder sind in der Salzproduktion tätig. Dylans Urgroßvater kam einst vom Festland nach Noirmoutier, gab das gepachtete Land aber 1954 auf – wegen der Industrieproduktion im Süden konnte er nicht mehr rentabel arbeiten. Der Großvater hatte wohl Lust auf Salz, wurde aber Elektriker. Dylans Vater war in der Gastronomie in den Alpen tätig, in Val Thorens, kam jedoch nach der Geburt seines Sohnes zurück auf die Insel.

Dylan liebt seinen Beruf als Salzgärtner auf Noirmoutier

Dylan ist heute dreißig Jahre alt und sprüht vor Begeisterung für das Salz. Durch die günstige Lage des Geschäfts verkauft er viel an Touristen und vorbeikommende Autofahrer, beliefert ansonsten die Gastronomie, die das zarte Fleur de Sel seit jeher zu schätzen weiß. Sorgen bereiten ihm der Klimawandel und das unbeständige und nasse Wetter. Seit Oktober 2023 hat es viel zu viel geregnet. Die Salzproduktion schwankt von Jahr zu Jahr und liegt bei 250 Tonnen in einem guten Jahr. In diesem Jahr waren es 5 Tonnen. Wir bestaunen die Bandbreite der Produkte und nehmen unseren kleinen Vorrat mit nach Hause. 

Das weiße Gold in allerlei Varianten - zum Beispiel mit Algen.

Das weiße Gold in allerlei Varianten – zum Beispiel mit Algen.

Immer die richtige Würze! La Bonne Pogne auf Noirmoutier

Immer die richtige Würze! La Bonne Pogne auf Noirmoutier

Heute ein Grenzstein - früher wurden damit die Schiffe stabilisiert

Heute ein Grenzstein – früher wurden damit die Schiffe stabilisiert

Wer Salz sagt, muss auf Noirmoutier auch Austern sagen! Unsere nächste Station ist konsequenterweise Le Bouclard – les Petits Bassets. Hier widmet man sich seit mehreren Generationen der Produktion von Austern. Während in Deutschland die Austern immer noch als Luxusprodukt angesehen werden, gehören sie in Frankreich zum normalen Speiseplan. Ganz neu ist nun eine Austernbar. Wir sitzen auf der sonnigen Terrasse und lassen es uns gut gehen. 

Frische Austern und Meeresfrüchte bei Le Bouclard - Les Petits Bassets auf Noirmoutier

Frische Austern und Meeresfrüchte bei Le Bouclard – Les Petits Bassets auf Noirmoutier

Vortrefflich wohnen: La Villa en l´Ile

Wer viel an der frischen Luft unterwegs ist, der hat auch gerne eine gemütliche Unterkunft, in der man sich wohlfühlen kann, oder? Wir sind in einem kleinen, aber sehr feinen Hotel untergekommen: La Villa en l’ile. Das Haus liegt halbem Weg zwischen dem Stadtzentrum von Noirmoutlier en l´Ile und der Plage des Dames. Nur 22 Zimmer gibt es hier in verschiedenen Gebäudeteilen. Das Haus gefällt mir ungemein, denn es gibt ein absolut stimmiges Gesamtkonzept – Design und Farben, alles passt zusammen. Ein Schwimmbad, Parkplätze und Ladesäulen für E-Autos, WLAN – kein Wunsch bleibt offen. 

Gemütliche Zimmer: Hotel La Villa en l´Ile auf der Insel Noirmoutier

Gemütliche Zimmer: Hotel La Villa en l´Ile auf der Insel Noirmoutier

Und erst das Frühstück! Selten habe ich in Frankreich solch ein üppiges Frühstück genießen können, wie in der Villa de l´Ile! Süßes und Herzhaftes, verschiedene Brotsorten und Kuchen, Eierspeisen, natürlich guter Kaffee. Ein besonderer Genuss: Caramel beurre salé – Karamellcreme mit Salzbutter – köstlich!

Dieses Frühstück im Hotel La Villa en l´Ile lässt keine Wünsche offen!

Dieses Frühstück im Hotel La Villa en l´Ile lässt keine Wünsche offen!

Patrick und Nelly, das Besitzerpärchen, sind Quereinsteiger. Ursprünglich arbeiteten sie als Optiker in Nantes, bis ihnen das Aufkommen von Optikerketten das Leben immer schwerer machte. Vor 12 Jahren kamen die beiden nach Noirmoutier und fanden hier eine einzigartige Lebensqualität. Man sieht sofort, dass die beiden Gastgeber aus Überzeugung sind – immer da, immer zu einem Schwatz bereit – und immer mit aufgefallenen Brillen auf der Nase.

Äußerst charmante Unterkunft: das Hotel La Villa en l´Ile auf Noirmoutier

Äußerst charmante Unterkunft: das Hotel La Villa en l´Ile auf Noirmoutier

Sohn Paul hat gegenüber vom Hotel einen Fahrradverleih – bei den Vélos de Paul haben auch wir unsere Räder gemietet. Die E-Bikes sind allesamt sehr gut in Schuss und mit Körbchen ausgestattet, damit der Fotoapparat immer griffbereit ist. 

Neugierig geworden?

Falls ihr mehr wissen wollt über die Insel Noirmoutier, so schaut doch einmal auf der Website des Tourismusverbandes vorbei. Noirmoutier ist neben Yeu eine von zwei Inseln des Départements Vendée, das zur Region Pays de la Loire gehört. Die Côte de Lumière (dt. Küste des Lichts) der Vendée erstreckt sich über 250 Kilometer, davon 140 Kilometer feinster Sandstrand, getupft von 18 Badeorten. Ein beliebtes Urlaubsziel während der Sommermonate – mir gefiel die Stille der Nebensaison ausgesprochen gut.

Wasser, Himmel, Grau und Blau - faszinierende Natur auf Noirmoutier

Wasser, Himmel, Grau und Blau – faszinierende Natur auf Noirmoutier

Offenlegung

Ich hatte das große Glück, eine kleine Gruppe von Journalisten auf einer Pressereise in die Vendée begleiten zu dürfen. Die beschriebenen Eindrücke sind meine eigenen. 

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