Lyon ist unter den französischen Großstädten immer noch die große Unbekannte. Viele Menschen fahren achtlos an ihr vorbei auf dem Weg durch das Rhônetal in Richtung Süden, ans Mittelmeer, dabei lohnt es sich, für eine Stippvisite anzuhalten. Ich nehme euch mit in eine Stadt der kurzen Wege und mit langer, faszinierender Geschichte.
Am Fresque des Lyonnais
Im 1. Arrondissement von Lyon, unweit des Ufers der Saône und in der Nähe der Place des Terreaux und des Rathauses bietet ein riesiges Wandgemälde den perfekten Einstieg in die Entdeckung Lyons. Auf dem kleinen Platz vor dem Mural wimmelt es vor Menschen, die alle auf die Hauswand blicken und versuchen, das, was sie sehen, zu enträtseln. Das Fresque des Lyonnais stellt bedeutende Stationen der Stadtgeschichte wie ein riesengroßes Bilderbuch dar. Auf einer Fläche von 800 Quadratmetern sind 29 Persönlichkeiten zu sehen, die in der Geschichte Lyons eine Rolle spielten oder noch spielen. Das Mural ist ein Werk der Künstlerkooperative CitéCréation, die sich 1983 in der Banlieue von Lyon unter dem Namen Cité de la Création zusammenfand. Es entstand in den Jahren 1994 / 1995 im Auftrag des damaligen Bürgermeisters. Wer heute vor dem Wandgemälde steht, ahnt nicht, wie aufwändig die Auswahl der dargestellten Lyoner Persönlichkeiten war. Akademien, Geschichtsvereine, Forschungszentren und sonstige illustre Gesellschaften wurden damit beauftragt, eine Liste der bedeutendsten Bewohner der Stadt zu erstellen. Blöd nur, dass diese Liste am Ende fast 250 Namen lang war und dann ordentlich eingedampft werden musste, auf ursprünglich 30 Personen.
Im Erdgeschoss und damit Aug in Aug mit den Passanten sind zeitgenössische Persönlichkeiten zu sehen, unter anderem Bernard Pivot, Paul Bocuse und Bertrand Tavernier. Ein Bewohner des Erdgeschosses wurde herausgeworfen: der einst allseits geschätzte Begründer der Emmaus-Bewegung, Abbé Pierre, fiel in Ungnade, nachdem Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn erhoben wurden. Sein Bildnis wurde zerstört und komplett entfernt.
Die oberen Etagen sind bereits verstorbenen Persönlichkeiten vorbehalten, unter anderem Kaiser Claudius, den Brüdern Lumière – Erfinder des Kinos -, Architekt Tony Garnier oder Antoine de Saint-Exupéry, Autor des Kleinen Prinzen. Jetzt, da der letzte Zeitgenosse im Erdgeschoss verstorben ist, gibt es Überlegungen, das Fresko grundlegend zu renovieren und die Bewohner des Erdgeschosses in die oberen Etagen umziehen zu lassen. Wer dann unten einzieht? Vielleicht der Fußballer Karim Benzema.
2000 Jahre Geschichte
Lyon kann auf mehr als 2.000 Jahre Geschichte zurückblicken und das Tolle ist, dass auch Besucherinnen und Besucher diese Geschichte leicht anhand der vier historischen Stadtviertel erleben können.
Der Hügel von Fourvière ist der älteste Teil der Stadt. Vom antiken Lugdunum zeugen das römische Theater und die Arena. Heute prägt den Hügel vor allem die Basilika Notre-Dame de Fourvière, ein eher protziger und überdimensionierter Kirchenbau. Papst Johannes Paul II war 1986 in Lyon zu Gast, was die Bedeutung der Basilika erklärt. Sehr charmant ist seine Statue mit wehender Soutane. Und der Ausblick von der Esplanade aus über die Stadt und das ganze Umland ist auch nicht zu verachten.
Ein beliebtes Touristenziel ist die Altstadt von Lyon, das Vieux Lyon, zwischen dem Fourvière-Hügel und dem rechten Ufer der Saône gelegen. Die Kathedrale St. Jean ist ein faszinierendes Bauwerk, sehr viel mehr nach meinem Geschmack, mit viel Leben im Kircheninneren und auf dem Vorplatz.
Das Renaissanceviertel mit den berühmten Traboules ist nicht weit – Fußgängerpassagen, die den Durchgang von einer Straße zur nächsten ermöglichen und zum Teil durch wunderschöne Innenhöfe führen. 300 der verborgenen Passagen gibt es insgesamt und 50 davon können besucht werden. Die Einwohner haben eine Vereinbarung mit der Stadt getroffen, die zum Teil Kosten für die Beleuchtung übernimmt. Die Traboules hatten auch in der Vergangenheit ihre Bedeutung, denn sie erlaubten es, sich ganz im Verborgenen durch die Stadt zu bewegen – wichtig etwa zur Zeit der Aufstände der Seidenweber oder für die Résistance.
Das heutige Zentrum von Lyon liegt am linken Saôneufer, auf der Presqu´ile zwischen Rhône und Saône. Hier zeigt sich der ganze Wohlstand der Lyoner Bourgeoisie im 19. Jahrhundert. Die Place Bellecour ist der größte, allein Fußgängern vorbehaltene Platz Europas, und die Place des Terreaux mit Hôtel de Ville und dem Musée des Beaux-Arts laden zu Verweilen.
Der Hügel von Croix-Rousse ist der zweithöchste Hügel Lyons. Hier wohnten und arbeiteten einst die Seidenweber, die Lyon zu einem Zentrum der Textilindustrie machten. Heute ist Croix-Rousse ein quirliges Viertel, in dem viele junge Leute die Cafés und Restaurants bevölkern. Fußgänger sieht man oftmals außer Puste, weil Straßen und Treppen so steil sind.
Am Fresque des Canuts
Auch den Seidenarbeitern setzt die CitéCréation ein Denkmal: das Fresque des Canuts stellt auf 1.200 Quadratmetern die ganz typische Atmosphäre im Stadtviertel Croix-Rousse dar, mit den typischen Häusern, Treppen und Bewohnern. Das Mural lebt, genau so wie die Bewohner des Viertels. Aus einem jungen Mann, der 1987, im Jahr der Entstehung des Murals, mit seinem Fahrrad gezeigt wurde, ist 1997 ein junger Vater mit seiner kleinen Tochter geworden. 2013 fand die nächste Überarbeitung statt. Unglaublich, die Tiefenwirkung durch die zentrale Treppe!
Das grüne Lyon
Der grüne Bürgermeister hat den Vorrang für´s Fahrrad ausgerufen und arbeitet daran, Lyon zu einer Stadt der sanften Mobilität zu machen. Der Verkehr und vor allem das Miteinander von Auto- und Radverkehr ist für mich jedoch eher gewöhnungsbedürftig, die Abbiegeregeln erklärungsbedürftig, und ich mich froh, einen Helm auf dem Kopf zu haben. Mehr als 1.215 Kilometer Radwege sowie 430 Fahrradstationen gibt es. Besonders schön ist es, am Ufer der Rhône entlangzuradeln. Man sieht nicht nur einige der Hauptsehenswürdigkeiten, sondern fährt auch vorbei an einigen Hausbooten.
Wir radeln zum Parc de la Tête d´Or, der grünen Lunge im Norden Lyons und dem größten Stadtparks Frankreichs. Im Rosengarten duftet es verführerisch. Wie legen einen Stopp ein und schlendern durch die prächtigen Gewächshäuer. Auch einen kostenfreien Zoo und einen Teich gibt es – eine echte Attraktion für Kindergartengruppen und Tierfotografen. Langfristig will man im Zoo auf exotische Tiere verzichten und sich in Richtung städtischer Farm entwickeln. Hier lässt sich sehr leicht ein sonniger Nachmittag verbummeln!
In der Welthauptstadt der Gastronomie
In Sachen Gastronomie hat Lyon einen Ruf wie ein Donnerhall. Seit 1935 darf sie sich mit dem Titel der ´Welthauptstadt der Gastronomie´ brüsten. Damals hatte der Restaurantkritiker Curnonsky geurteilt, das Geheimnis der Küche bestehe darin, dass die Produkte ihren ursprünglichen Geschmack behalten. Heutigen Besucherinnen und Besuchern bietet Lyon eine sagenhafte Auswahl von 5.300 Restaurants – vom Streetfood über traditionelle Brasserien und die berühmten Bouchons bis hin zu Sterne-Restaurants. Nur drei Adressen möchte ich exemplarisch herauspicken.
Café Terroir – ein Bistrot Gastronomique
Von außen macht das Café Terroir, ganz in der Nähe des Théâtre des Célestins, einen äußerst unscheinbaren Eindruck. Ein paar Tische stehen auf dem Bürgersteig, eine Markise über der Fensterfront. Nichts besonderes auf den ersten Blick. In Wirklichkeit verbirgt sich hier eine der schönsten Adressen für Feinschmecker, die man sich überhaupt denken kann.
Wir sind früh da und der kleine Gastraum ist noch leer. Die perfekte Gelegenheit, in Ruhe Fotos zu machen. Nur wenige Tische stehen den Gästen zur Verfügung. Beeindruckend die Batterie an Flaschen, die die Wände schmückt. Deren indirekte Beleuchtung schafft eine unglaublich einladende Atmosphäre. Eine Wohlfühladresse, und der Service leistet einen perfekten Beitrag: keine steifen Oberkellner, sondern ein überaus sympathischer Empfang. Jean-Francois Têtedoie heißt der Zauberer am Herd im Café Terroir, unterstützt von seiner Schwester. Das Talent liegt in der Familie, denn sein Vater Christian kocht im Têtedoie oben auf dem Fourvière-Hügel – ausgezeichnet mit einem grünen Michelin-Stern für nachhaltige Gastronomie. Jean-Francois jedenfalls hat es sich zur Aufgabe gemacht, das reiche kulinarische Erbe Lyons zu feiern und seine Leidenschaft für die Produkte der gesamten Region Auvergne-Rhône-Alpes mit seinen Gästen zu teilen.
Los geht es mit den Tafelfreuden! Nach einer kleinen Brühe als Amuse Bouche werden als Vorspeise Quenelles serviert. Die Teigklößchen sind eine Lyoner Spezialität und werden oft mit Hecht zubereitet, heute jedoch mit Geflügel, weißer Butter und Zitrusfrüchten. Ein Gedicht!

Effiloché de canard confit, pommes de terre Delicatesse rôties, mousseline de carottes et shiitake – Café Terroir, Lyon
Der Hauptgang hat auf den ersten Blick die Anmut eines Stücks Dosenfleisch, ein dunkler Block, der da auf dem Teller liegt. Doch weit gefehlt: es handelt sich um ein Enten-Confit, mit unglaublich feiner Konsistenz und ungeahnter Geschmacksintensität. Jeder Bissen zergeht auf der Zunge. Begleitet wird die Ente von einem Erbsen- und Morchelschaum. Ein Träumchen!
Das Dessert ist eine üppige Herausforderung: Biscuit mit einer Creme aus Honig, Erdbeeren und grüner Zitrone. Allein, wir haben immer noch nicht genug und teilen uns am Ende noch einen Schokodessert mit einem Hauch Chartreuse – die Flaschen der Wanddekoration hatten uns alle begeistert. Es versteht sich von selbst, dass die Speisen von einem typischen Wein der Region – Appélation Saint-Joseph – begleitet werden. Der Preis für dieses opulente Menü liegt bei 32 € – ein extrem günstiger Preis für die unglaubliche Qualität. Natürlich gilt der Preis nur mittags, aber so wird herausragende Küche erschwinglich. Ich bin sicher, ich komme wieder, beim nächsten Besuch in Lyon!
Übrigens, das Café Terroir ist Teil des Tals der Gastronomie, das leckere Adressen in gesamten Rhônetal präsentiert.
Im Bouchon bei Daniel und Denise
Eine gelungene Verbindung von Authentizität und Tradition versprechen die Bouchons, für die Lyon so berühmt ist. Wir sind bei Daniel et Denise im Viertel Croix-Rousse zu Gast. Küchenchef Josepf Viola gibt hier den Takt vor. Er trägt den prestigereichen Titel eines MOF, eines Meilleur Ouvrier de France, also des besten Handwerkers seines Fachs.
Das Lokal erinnert mich an ein Brauhaus. Die Tische stehen eng beieinander, auf dem Tisch liegt die typische rot-weiß karierte Tischdecke und der Geräuschpegel ist ganz beachtlich. Der Service ist gemütlich und lässt sich nicht hetzen, so dass ich genügend Zeit habe, dem Treiben in der offenen Küche zuzuschauen. Vier Köche sind hier zugange und arbeiten in extremer Ruhe. Ein eingespieltes Team, bei dem alles Hand in Hand geht.
Die Portionen sind gewaltig. Bodenständige Hausmannskost, mit Portionsgrößen, die uns komplett überfordern – als ob wir heute noch schwer körperlich arbeiten müssten. Wir genießen Oeufs meurette, also pochierte Eier in Rotweinsoße, gefolgt von Quenelles und Nudelgratin sowie in Entenfett geschwenkte Bratkartoffeln. Den Abschluss bildet eine ebenso gigantische wie delikate Ile Flottante mit Praliné. Joseph Viala steht für die Cuisine canaille, aber was ist diese Kanaillen-Küche? Gute und sorgfältig ausgewählte Produkte sind die Basis dieser familiären Küche der Großmütter, die heute alle gesellschaftlichen Schichten im Genuss verbindet. Auch die Tradition des mâchon lyonnais wird bei Daniel & Denise gepflegt – eine morgendliche Mahlzeit, bei der sich einst die Seidenarbeiter mit warmen Gerichten und einem Glas Wein stärkten.
Im Tempel der Feinschmecker: die Halles de Lyon Paul Bocuse
Wochenmärkte bieten in allen französischen Städten eine farbenfrohe Vielfalt frischer Produkte, und in Lyon gibt es mit den Halles Paul Bocuse eine ganz besondere Adresse, die Feinschmeckerherzen höher schlagen lässt. Jahrhundertkoch Paul Bocuse hat von einem Mural das Treiben genau im Blick. Seine mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Auberge du Pont de Collonges feierte 2024 100-jähriges Bestehen. Wie heißt es so schön? Hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau. So auch bei Paul Bocuse, denn er lernte das Kochen von Mère Brazier. Die Mères Lyonnaises, also die Lyoner Mütter, kochten ursprünglich für das Bürgertum. Später machten sie sich oftmals selbständig, als das Bürgertum sich ihre Dienste in der Wirtschaftskrise nicht mehr leisten konnte. Mère Brazier war die erste Chefin, die 1933 für ihre zwei Häuser mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde.
Die Halles Paul Bocuse, 2006 in der heutigen Form für´s Publikum geöffnet, vereinen rund 60 Produzenten und Restaurateure auf insgesamt 13.500 Quadratmetern. So toll all die Produkte sind: Schaut euch unbedingt auch die historischen Aufnahmen der Mères an!
Wer mehr über die herausragenden Produkte erfahren will, der kann eine Führung durch die Markthallen buchen und bei einer gastronomischen Entdeckungsreise tief in die Welt des Genusses eintauchen. Wir machen einen ersten Stopp Chez Antonin und verkosten Langusten, stilecht begleitet von einem Glas Champagner. So kann man das Leben genießen! Wir erfahren, dass all die Muscheln und Meeresfrüchte, die sich in der Auslage stapeln, nicht etwa von Rungis bezogen werden – nein, man pflegt den direkten Kontakt zu den Produzenten. Das ist zwar mühsamer, wir aber von den Kunden belohnt.
Weiter geht es zur Charcuterie Sibilia, seit 1922 eine der besten Metzgereien Lyons – zu Rosette und Jésu, zur berühmten Lyoner paté en croute. Da darf natürlich ein Glas Rotwein nicht fehlen.
Weiter geht es zur Käsebar der Maison Mons, Käsemacher seit 1960, wo St. Marcellin und Comté von einem Glas Weißwein aus Savoyen begleitet werden. Ein Blick in die Theke erinnert mich an meine Studienzeit in Clermont-Ferrand, wo ich immer einen Vorrat an St. Nectaire oder Cantal entre deux im natürlichen Kühlschrank auf der Fensterbank liegen hatte und auch etliche Kilo nach Hause transportiert habe.
Und nach dem Käse folgt das Dessert – Tarte à la praline, eine Tarte aus gebrannten Mandeln und Zucker auf einem Mürbeteigboden. Die Reise entwickelt sich zu einer echten Herausforderung für meinen Magen, aber es ist einfach alles so lecker!
Eine gute Dosis Kunst und Kultur
Kein Citytrip ohne Museumsbesuch, so lautet meine Devise, und in Lyon fällt mir die Entscheidung wirklich schwer, denn 30 Museen möchten alle besichtigt werden.
Im Musée des Beaux Arts
Den Anfang mache ich im Museum der Schönen Künste, dessen Sammlung mehrere Jahrhunderte umfasst, vom alten Ägypten bis hin zur modernen Kunst mit Matisse und Picasso. Die Lage des Museums könnte zentraler nicht sein: direkt an der Place des Terreaux auf der Halbinsel. Schon das Gebäude ist prachtvoll anzusehen: eine frühere Benediktinerabtei aus dem 17. Jahrhundert. Da, wo früher der Kreuzgang war, ist heute ein sehr reizvoller Skulpturengarten nebst dazugehörigem Café zu bewundern.
Das Museum ist ein Haus der Superlative: die Schätze aus fünf Abteilungen – Gemälde, Skulpturen, Antiquitäten, Kunstgegenstände, Medaillen und Münzen – sind auf 70 Säle verteilt. Besonders sehenswert sind die Skulpturen, von denen ein Teil in der ehemaligen Kapelle zu bewundern ist. 1.000 Skulpturen umfasst die Sammlung insgesamt, mit den Schwerpunkten Mittelalter und Renaissance sowie 19. und frühes 20. Jahrhundert.
Auch die Gemäldesammlung kann sich sehen lassen. Venezianische Meister des 16. Jahrhunderts, Franzosen des 17. Jahrhunderts, flämische Meister bis hin zu Werken des 19. und 20. Jahrhunderts. Die großen Namen der europäischen Malerei – hier sind sie alle vereint. Auch wenn mir die Orientierung mit meinem Plan etwas schwer fällt – es macht unglaublich Spaß, sich hier treiben zu lassen!
Ab Ende November 2025 wird übrigens eine Ausstellung zu sehen sein, die den berühmten Felsen von Etretat gewidmet ist – eine Kooperation mit dem Städel in Frankfurt.
Musée des Confluences
Dieses Museum stand schon seit langem auf meiner Bucketlist und jetzt habe ich endlich Gelegenheit für einen Besuch gefunden: Das Musée des Confluences hat sich seit seiner Eröffnung Ende 2014 zum meistbesuchten Museum in Lyon entwickelt, am Zusammenfluss von Saône und Rhône gelegen. Aufsehenerregende Architektur können sie ja, die Franzosen. Der Entwurf stammt vom Wiener Architektenbüro Koop Himmelb(l)au, die auch am Museum Groningen beteiligt waren.
Sowohl die Kosten als auch die Bauzeit sind explodiert, aber nun kann man den Bau bewundern: 190 Meter lang, 60 Meter breit und 40 Meter hoch. Von der Landspitze aus betrachtet, sieht das Museum aus wie eine Mischung aus einem dunklen Breitmaulfrosch und einer fliegenden Untertasse. Über dem wuchtigen Betonsockel liegt die gläserne Empfangshalle für die Besucher sowie drei fensterlose Etagen für die ständige Sammlung und verschiedene Sonderausstellungen.

Wie funktionieren Gesellschaften? Eine Fragestellung im Musée des Confluences, Lyon
Themen des Museums sind im weitesten Sinne Entwicklungen im Bereich der Wissenschaften, der Anthropologie und der Ethnologie. Die Objekte großartig in Szene gesetzt, die Lektüre der Begleittexte ist jedoch oftmals eher schwierig, da die Räume sehr dunkel gehalten sind. Dazu wirken Tondokumente von allen Seiten auf die Besucherinnen und Besucher ein. Wem nach einer Pause ist: Im 4. Stock gibt es ein Café mit Blick auf´s Wasser.
Die Objekte im Musée des Confluences stammen aus verschiedenen Quellen. Einmal aus dem Musée d´histoire naturelle, in dem das Kuriositätenkabinett von Gaspard und Balthasar de Monconys, gegründet im 17. Jahrhundert in einer Zeit des beginnenden Interesses an Naturwissenschaften, aufgegangen ist. Dann das Musée Guimet und das Lyoner Kolonialmuseum und nicht zuletzt die Sammlung der katholischen Mission. Heute kommen immer mehr Schenkungen hinzu, die die Bekanntheit der Sammlung weiter steigern.
Im Musée d´Art Contemporain
Das Museum für zeitgenössische Kunst liegt direkt am Parc de la Tête d´Or und ist Teil des von Renzo Piano entworfenen Kongresszentrums der Cité internationale. Hier dreht sich alles um die Verbindung von Digitalem und Kunst. Der Rundgang ist gewöhnungsbedürftig für Menschen, die gerne Ruhe in Museen haben, aber durchaus reizvoll. Das Besondere: das Museum arbeitet eng mit den Künstlern zusammen und stellt seine Flächen zur Verfügung, so dass die Künstler sich austoben können. Ebenen und Räume können frei umgestaltet werden.
Hotel in historischen Mauern: Fort Saint Laurent
Falls ihr ein Faible für historische, geschickt in Szene gesetzte Architektur habt, dann seid ihr im Fort Saint Laurent genau richtig. Die wehrhafte Architektur aus dem 16. Jahrhundert, an den Hängen des Stadtviertels Croix-Rousse gelegen, beherbergt heute ein 4 Sterne-Boutique-Hotel mit gerade mal 35 Zimmern. Das Haus gehört zur Handwritten Collection der Gruppe Accor und hat rein gar nichts mit einem banalen Kettenhotel gemein. Mein Zimmer ist mit allem Komfort ausgestattet – ein Duplex-Zimmer, das sich über zwei Etage erstreckt. Auch wenn ich es liebe, meine Habseligkeiten großzügig im Zimmer zu verteilen – hier habe ich zu wenig Sachen dabei, um den vielen Platz zu füllen. Im Erdgeschoss befinden sich der großzügige Wohnbereich und das Bad, es gibt die Möglichkeit, Kaffee und Tee zuzubereiten und so viele Steckdosen, dass ich alle Geräte fix aufladen kann. Die Fenster sind eher klein, wie oft in historischen Gebäuden, und die Wände dick. Der Blick nach oben wird von massiven dunklen Holzbalken dominiert, und oben liegt auch der Schlafbereich.
Das Frühstück gibt es in der Unterwelt – entweder im kleinen Frühstücksraum oder draußen auf die Terrasse. Croissants und Pain au Chocolat stammen vom Bäcker aus dem Veedel, erzählt uns die deutsche Hoteldirektorin Theresia Jacquemot. Ich entdecke frische Kirschen auf dem Buffet und auch Cervelle des Canuts – nicht Hirn der Seidenweber, wie der Name vermuten lässt, sondern Kräuterquark – eine Lyoner Spezialität.
Ein Restaurant gibt es im Fort Saint Laurent nicht, dafür aber eine wunderbare Terrasse, die einen fantastischen Blick über die Rhône und auf die Skyline von Lyon bietet. Der perfekte Ort, um den Tag stilvoll ausklingen zu lassen. Getränke werden hier serviert, und wer Hunger verspürt, kann sich bei einem Foodtruck kleine Gerichte zu sehr vernünftigen Preisen bestellen.
Neugierig geworden?
Falls ihr mehr über Lyon wissen wollt, dann schaut doch für vielfältige Inspiration auf der deutschsprachigen Website des Tourismusverbandes Lyon vorbei. Lyon ist Hauptort der Region Auvergne-Rhône-Alpes, die mit ihren phantastische Landschaften von den Vulkanen der Auvergne bis hin zu charmanten Alpenorten immer eine Reise wert ist. Auch das Tal der Drôme und die betörend schönen Lavendelfelder sind ein Teil der Region. Falls ihr gerne einen Reiseführer dabei habt, dann kann ich euch den City Trip Lyon von Petra Sparrer aus dem Reise Know-How Verlag ans Herz legen – garantiert vor Ort recherchiert.
Offenlegung
Ich hatte das große Glück, eine Gruppe deutscher Journalisten auf eine Pressereise nach Lyon begleiten zu dürfen. Wir sind komfortabel mit der Deutschen Bahn angereist und haben dann ein Programm erlebt, das von der Presseabteilung von Only Lyon erarbeitet wurde. Die beschriebenen Eindrücke sind meine eigenen.
Gemalte Stadtgeschichte: La Fresque des Lyonnais 





















































