Balsam für Großstädterseelen: Horumersiel

Morgens am HafenMorgens am Hafen

Der Name des Ortes war mir vollkommen unbekannt: Horumersiel. Auch nicht ganz einfach zu merken oder auszusprechen. Herumsel? Hrmrsl? Vollkommen egal. Wir wollten nach Ostfriesland, hatten auf eine Empfehlung hin eine Ferienwohnung gebucht und sind einfach losgefahren. Es wurde eine extrem erholsame Woche mit viel Blau und Grün, und einem weiten Blick über das Meer.

Zeig mir das Meer!

Zeig mir das Meer!

Morgens am Deich

Mein Frühaufsteherherz jauchzte vor Vergnügen, wenn ich morgens meine Runde über den Deich drehen konnte. Ein kurzer Fußweg aus der Ortsmitte, und ich stand oben, konnte meinen Blick in die Ferne schweifen lassen. Was für ein unglaubliches Licht! Dazu das satte Grün der Wiesen und das strahlende Blau des Himmels. Ich mag die stetige Brise, die hier weht! Sie pustet den Kopf frei.

 

Vielen Menschen begegnet man früh morgens nicht. Einige Nordic Walker, ein paar Jogger oder Urlauber mit Hund. Ab und zu ein freundliches ´Moin´. Erholung pur.

Die einzige Frage, die ich mir beantworten musste: gehe ich links herum in Richtung Schillig oder rechts herum in Richtung Hafen? Auf jeden Fall sind es vom Deich aus nur 200 Meter bis zum Wattenmeer – dem größten der Welt. Seit 2009 UNESCO-Weltnaturerbe, das sich über drei Länder erstreckt, von Dänemark bis zu den Niederlanden.

Le grand bleu

Le grand bleu

Das Spiel der Gezeiten lässt sich hier wunderbar beobachten. Morgens hatte sich das Wasser zurückgezogen und zahlreiche Vögel waren auf der Suche nach Nahrung. Schon im Verlauf von nur wenigen Tagen konnten wir allerdings die schnelle Veränderung der Zeiten wahrnehmen.

Im Hafen von Horumersiel

Kurz bevor man zum Hafen gelangt, gibt es einen kleinen Steg, der ins Wasser hinein gebaut ist. Ein wunderbarer Ausguck! Ich war hier ganz alleine mit dem Kreischen der Möwen.

Perfekter Ausguck

Perfekter Ausguck

Eine schöne Vorstellung, von hier aus auf große Reise zu gehen.

Ein Schiff wird kommen...

Ein Schiff wird kommen…

Der Yachthafen von Horumersiel ist schnucklig klein. 150 Liegeplätze findet man hier, die für Boote bis zu 12 Metern Länge geeignet sind. Und dazu drei Sportbootvereine. Kein Luxus wie in Cannes oder Monaco – alles sehr bodenständig und angenehm.

 

Auch Wohnmobilfans finden hier ihr Glück, denn direkt am Yachthafen gibt es einen Wohnmobilstellplatz. Camping mit Ausblick. Und mit gutem Essen, denn bei ´Käptn´s Fischhus´ gibt es leckere Backfischbrötchen für den kleinen Hunger zwischendurch. Ich hätte auch kein Problem damit, morgens in aller Herrgottsfrühe schon ein Fischbrötchen zu essen…

 

Sobald man das Hafengelände verlassen will, steht man vor einem einsamen Hinweisschild auf die Passkontrolle. Natürlich ist kein Zollbeamter weit und breit zu sehen. Und danach wird es wieder grün, am Wangertief.

Horumersiel

Horumersiel ist ein kleiner und in den Sommermonaten sehr quirliger Ort mit wahrscheinlich zehnmal sovielen Ferienwohnungen wie Einwohnern. Das Leben spielt sich rund um den Dorfplatz bzw. in der Goldstraße ab. Viel roter Backstein ist zu sehen und überall wunderschöne, üppige Hortensien. Sie scheinen in der guten Luft Ostfrieslands besonders gut zu gedeihen. Auf dem Dorfplatz spendet ein alter Baum Schatten, es gibt eine Bimmelbahn, dazu alles, was das Touristenherz begehrt – Hotels und Gaststätten (direkt am Platz das kleine, inhabergeführte Hotel Leuchtfeuer), ein Buchladen, ein Fahrradverleih mit unvorstellbar günstigen Preisen auch in der Hauptsaison, ein Supermarkt und einen Bäcker, bei dem ich erstmals Franzbrötchen probiert habe. Was für eine Köstlichkeit!

 

Horumersiel liegt zwei Kilometer südlich der Nordostspitze der ostfriesischen Halbinsel und nur rund 20 Kilometer von Wilhelmshaven entfernt. Was ich gelernt habe: Der Name weist auf die Lage am Horn, an der Landecke, und auf den Sielhafen hin. Entstanden ist der Ort in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Es gab einen Hafen, aber anders als im nahe gelegenen Hooksiel keine Fischereiflotte. Durch die exponierte Lage hatte Horumersiel besonders unter Sturmfluten zu leiden. Es hat allerdings auch davon profitiert, denn als 1856 eine Sturmflut dem Tourismus auf Wangerooge ein vorläufiges Ende setze, begann der Aufschwung für Horumersiel: Die Inselbewohner wurden im Ort angesiedelt und brachten ihre Badegäste einfach mit. Seit 1985 ist Horumersiel als Nordseeheilbad staatlich anerkannt. Und es ist ein Teil der Gemeinde Wangerland, die die Sielorte an der ostfriesischen Nordseeküste umfasst.

Damit jeder weiß, wo er gerade ist...

Damit jeder weiß, wo er gerade ist…

Ein Café ist uns besonders ans Herz gewachsen, nämlich das Café Goldschein. Hier kann man auf einer schönen Terrasse nicht nur eine zünftige Teetied genießen – wir haben auch die Ostfriesentorte für uns entdeckt. Ein Bisquitteig mit ganz viel Sahne und noch mehr in Rum eingelegten Rosinen. Ich weiß nicht, warum diese Köstlichkeit dem Rest der Republik bisher unbekannt geblieben ist! Wahrscheinlich wollen die Ostfriesen die ganze Torte für sich alleine haben…

 

Mitten in Horumersiel liegt auch ein Küstenwachboot – sozusagen im Trockendock auf einer saftig-grünen Wiese. Es wurde 1952 gebaut und stand zunächst den US-Streitkräften zur Verfügung, später der Bundesmarine. Der Standort hier ist vielleicht ein kleiner Hinweis auf die Bedeutung der Region für die Marine – das nahe gelegene, gerade mal 150 Jahre junge Wilhelmshaven ist der größte deutsche Marinestandort.

 

Zum Sandstrand nach Schillig

Direkt in Horumersiel gibt es keinen Sandstrand, sondern Wiesen, auf denen man es sich bequem machen kann. Ich persönlich finde es ja sehr angenehm, wenn nicht überall Sand ist. Falls man jedoch lieber Sandstrand hat, dann kann man einen kleinen Fußmarsch nach Schillig unternehmen. Immer am Wasser entlang, an einem der größten Campingplätze Europas vorbei.

 

Wir haben Ostfriesland bei Temperaturen knapp unter 30° erlebt, aber wie wäre es wohl im Herbst, bei richtigem Schietwetter? Wahrscheinlich großartig!

Farbtupfer in der Landschaft

Farbtupfer in der Landschaft

Informationen

Falls du weitere Infos über die Gemeinde Wanderland und Horumersiel haben willst, dann schau einfach auf der Website von Wangerland-Tourismus vorbei. Oder du fragst gleich bei Mario vom Hotel Leuchtfeuer an, der mich auf die großartige Idee gebracht hat, einmal nach Ostfriesland zu kommen. Danke dafür! Ich komme garantiert wieder.

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8 Kommentare

  1. Schöne Bilder von einen schönen gegend. Wir sind ein par mal in Ostfriesland gewesen und hat uns sehr gut gefallen. Du erzählt es sehr schön. Ich liebe dieser Gegend.

    • Ostfriesland ist wirklich toll und stell dir vor, wir haben hier sogar Schokoladenflocken gefunden! Aber bei nächster Gelegenheit kommen wir auch wieder in die Niederlande.

  2. toller Text…..Du sprichst mir aus der Seele…nicht umsonst komme ich seit 29 jahren und das mehrmals im Jahr in diesem schönen Ort……

    • Wow, das heißt, du hast die Entwicklung des Ortes über einen langen Zeitraum verfolgen können… Aber es stimmt, ich würde auch am liebsten gleich ins Auto steigen und losfahren!

  3. Sehr schöner Beitrag, das macht Lust auf meer. Wir waren schon mehrfach in Horumersiel und uns hat es immer gut gefallen.
    Aber genau genommen liegt das nicht mehr in Ostfriesland …. 😉

    • Monika

      Danke für deinen Kommentar, Dirk! Friesland oder Ostfriesland, oder ganz etwas anderes – das ist aus der Ferne betrachtet alles nicht so wichtig. Aber ein Ort, der schöner ist als der andere! Ich freue mich auch schon, wenn ich bald wieder auf´s Meer schauen kann.

  4. Plane gerade meine nächste Ostfrieslandreise für das Ostfriesenliebe-Magazin. Bei Deinem schönen Artikel mit den schönen Bildern, werden tolle Erinnerungen wach – war viel zu lange nicht mehr dort! Das wird sich jetzt im November ändern 🙂
    Danke für den Tipp “ Café Goldschein “ – suche noch gute Teestuben. Wenn Du weitere Tipps hast, gern her damit. In Greetsiel sollen die schönen Teestuben wohl durch Corona aktuell geschlossen haben…

    • In Greetsiel war ich im ´Witthus´, habe dort jedoch Kaffee getrunken. Der Kuchen war sehr lecker. Ansonsten: schau doch mal bei Schloss Dornum vorbei! Ein winzig kleiner Ort mit einem kleinen Wasserschloss. Unmittelbar am Schloss gab es einige kleine Teestuben, die sehr verlockend aussahen. Ich drücke die Daumen, dass die im November noch geöffnet haben!

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